Chinas Häusermarkt kühlt ab

Preiskorrekturen schüren Konjunktursorgen - Immobilienentwickler droht Pleite

Chinas Häusermarkt kühlt ab

nh Schanghai – Im bereits eingetrübten chinesischen Konjunkturumfeld gibt es nun verstärkte Anzeichen dafür, dass der im vergangenen Jahr noch sehr hitzige chinesische Häusermarkt zunehmend abkühlt. An den Märkten wächst gleichzeitig die Unruhe im Zusammenhang mit den von hoch verschuldeten Immobilienentwicklern ausgehenden Risiken für Banken- und Anleihegläubiger. Damit könnte sich der Immobiliensektor in diesem Jahr als eine wesentliche Gefahrenquelle für die Konjunkturentwicklung wie auch die Finanzstabilität im Reich entpuppen, urteilen Analysten. Leichter DämpferDie am Dienstag vom nationalen Statistikbüro monatlich verbreitete Entwicklung der Durchschnittspreise für Neuwohnungen in 70 chinesischen Großstädten zeigt im Februar nur noch einen geringfügigen Anstieg von 0,27 % gegenüber Vormonat. Dabei wurden noch in 57 der 70 Ballungsgebiete Preiserhöhungen registriert, während sich im Vorjahr praktisch durchgehend landesweit die Wohnungen verteuerten. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Anstiegsrate der Durchschnittspreise mit 8,7 % nach 9,6 % beziehungsweise 9,9 % im Januar und Dezember weiter zurückgekommen.Marktexperten halten zwar eine vorübergehende saisonale Eintrübung im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest für möglich, rechnen aber grundsätzlich mit einer Fortsetzung des Abkühlungstrends in den kommenden Monaten. Sie verweisen auch auf die von der Statistik nicht erfassten “kleineren” Städte (mit oft mehr als 1 Million Einwohner), wo sich im Zuge eines Baubooms in den letzten Jahren die Gefahr eines Überangebots an Immobilien und scharfen Marktpreiskorrekturen verdichtet.Demgegenüber klettern die Immobilienpreise in den führenden chinesischen Metropolen weiterhin kräftig mit zweistelligen Anstiegsraten. In der Hauptstadt Peking verteuerten sich die Immobilien im Februar gegenüber Vorjahr noch um 12,2 % nach 14,7 % im Januar. Für Schanghai und die südchinesischen Metropolen Guangzhou und Shenzhen ermittelt das Statistikbüro praktisch einheitlich ein Plus von 15,7 % nach Anstiegsraten von rund 18 % im Januar.Eine Abkühlung in den Schlüsselmärkten ist durchaus im Sinne der Regierung, die im vergangenen Jahr mit einer Reihe von Restriktions- und Dämpfungsmaßnahmen auf den Preistrend in den größten Städten einzuwirken versucht hatte. Für Konjunkturbeobachter stellt sich aber die Frage, ob eine rasche Eintrübung des Sentiments am Immobilienmarkt negativ auf die Anlageinvestitionen und die Bauwirtschaft abfärben und das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) stärker abbremsen könnte, als es mit den Zielvorgaben der Regierung vereinbar ist.In den ersten beiden Monaten dieses Jahres expandierten die Anlageinvestitionen als besonders wichtiger Wachstumstreiber der chinesischen Wirtschaft bei 17,5 % mit der niedrigsten Rate seit der Jahrtausendwende.Jedwede Anzeichen von Stresssymptomen im chinesischen Immobilienmarkt werden gegenwärtig an den Märkten mit besonderer Nervosität verfolgt, weil die in Boomzeiten hoch verschuldeten chinesischen Immobilienentwickler als Gefahrenquelle für die Finanzsektorstabilität gelten. Angst vor PleitewelleAm Dienstag sorgte die Nachricht von der drohenden Insolvenz eines Immobilienentwicklers in Fenghua nahe der südostchinesischen Großstadt Ningbo für Aufregung, der bei Banken umgerechnet etwa 400 Mill. Euro ausstehen hat. Zusammenbrüche von Immobilienentwicklern in einer prosperierenden Gegend wie Ningbo gelten als eine Seltenheit.Marktteilnehmer betonen, dass bei der Zheijiang Xingrun Real Estate genannten Gesellschaft weniger die lokale Immobilienmarktsituation als unlautere Finanzierungsgeschäfte im grauen Kreditmarkt Ursache der Probleme sein dürften. Nachdem es aber kürzlich am chinesischen Bondmarkt zum überhaupt ersten Default eines chinesischen Unternehmensemittenten kam, macht sich Unruhe am stark von Immobilienentwicklern frequentierten Anleihemarkt breit.