Chinas langer Arm nach Europa

EZB untersucht die Folgen der Konjunkturflaute in Asien für die Währungsunion

Chinas langer Arm nach Europa

lz Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) sorgt sich um die europäische Konjunktur im Falle einer weiter fortschreitenden wirtschaftlichen Abkühlung in China. Dies könne das weltweite Wachstum und damit die Nachfrage aus dem Ausland für Exportgüter aus der Währungsunion weiter dämpfen, heißt es im jüngsten Wirtschaftsbericht der EZB.Bislang konnten die Auswirkungen nach Angaben der EZB-Volkswirte noch durch höhere Exporte in andere Industrieländer wie die USA kompensiert werden. Zwar ist der Anteil Chinas an den Ausfuhren des Euroraums in Drittländer in den vergangenen 15 Jahren von 2 % auf 4 % gestiegen, liegt damit aber allenfalls auf dem Niveau der Schweiz. Doch könnte es zu “negativen Übertragungseffekten” kommen, wenn die Nachfrage aus den anderen asiatischen Ländern sinkt, die von Chinas Konjunkturflaute stärker betroffen sind. Insgesamt dürften die Auswirkungen einer Abkühlung in China aber “geringer sein, als dies die Bruttohandelsströme vermitteln”, mutmaßen die Ökonomen.Durchaus relevant werden für die Eurozone könnte stattdessen die gleichzeitig aufkommende weltweite Verunsicherung. Negative Schocks könnten Kapitalabflüsse in den aufstrebenden Volkswirtschaften zur Folge haben, was zu einer noch stärkeren Abschwächung der Nachfrage in der asiatischen Region führen würde. Zudem könnte die chinesische Währung abwerten, was die Handelsbedingungen zu Ungunsten europäischer Exporteure verändert. Und schließlich könnten auch die Verbraucher und Unternehmen in der Eurozone ebenfalls verunsichert werden, was wiederum den Konsum beeinträchtigt und Investitionsentscheidungen verzögert.Insofern, orakelt die EZB, hänge die Wirkung einer weiteren Konjunkturabschwächung in China auf die Entwicklung der Eurozone letztlich zu großen Teilen davon ab, inwieweit andere Schwellenländer in Mitleidenschaft gezogen werden und in welchem Umfang der Vertrauensverlust die globalen Finanzmärkte und den Welthandel belastet.