Chinas Wirtschaft kommt auf Touren

Wachstum im dritten Quartal leicht unter Erwartung - Industrie in Hochform - Auch Konsum erholt sich

Chinas Wirtschaft kommt auf Touren

China findet wirtschaftlich immer besser aus der Corona-Misere heraus. Das Wachstum von 4,9 % im dritten Quartal liegt zwar unter den Prognosen, doch zeichnet sich eine V-förmige Erholung ab. Als gute Nachricht gilt, dass der Konsum in Schwung kommt. Beobachter sorgt indes die steigende Verschuldung.nh/rec Schanghai – Chinas wirtschaftliche Erholung von der Coronakrise macht Fortschritte. Im dritten Quartal hat sich das Wirtschaftswachstum offiziellen Angaben zufolge auf 4,9 % beschleunigt, nach 3,2 % zwischen April und Juni. Alle wesentlichen Treiber von der Industrieproduktion über den Konsum bis zum Export zeigen deutlich nach oben. Gleichwohl hatten Ökonomen mit einem noch kräftigeren Plus gerechnet. Außerdem sorgt Beobachter die zunehmende Verschuldung.Mit der fortgesetzten Erholung hebt sich die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt weiter positiv von den großen Industrieländern ab, die aufgrund der Pandemie durchweg in eine tiefe Rezession gefallen sind. Reaktionen auf die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt zeigen dennoch ein gemischtes Bild, denn das Gros der Bankvolkswirte hatte eine noch schnellere Erholung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von im Durchschnitt 5,5 % auf dem Zettel.Dies wird auf ein noch zähes Wachstumstempo bei den Investitionen für öffentliche Infrastrukturprogramme und eine Investitionszurückhaltung auf Seiten der Privatunternehmen zurückgeführt. Auch im direkten Quartalsvergleich zeigt sich gewissermaßen eine Entschleunigung: Vor dem Hintergrund des dramatischen Einbruchs der chinesischen Wirtschaft im Zuge der Coronakrise im ersten Quartal verzeichneten Pekings Statistiker zwischen April und Juni ein Plus von 11,5 % zum Vorquartal. Im dritten Quartal ist die Wachstumsrate auf 2,7 % zur Vorperiode zurückgegangen.Für das laufende Kalenderjahr verzeichnet China nun erstmals wieder ein positives Wachstum, das mit 0,7 % zu Januar bis September 2019 freilich noch mager ausfällt. Allerdings scheinen die Weichen für eine sogenannte V-förmige Erholung und damit eine Normalisierung der Konjunktur gestellt. So rechnen die Auguren nunmehr mit knapp 6 % Wachstum im laufenden vierten Quartal. Das wiederum könnte der Führung in Peking erlauben, für das Gesamtjahr 2020 als einzige große Wirtschaftsnation ein positives Wachstum auszuweisen, wobei sich die Prognosen in einem Rahmen zwischen 1,7 und 2 % bewegen.Für Maximilian Kärnfelt vom Forschungsinstitut Merics war die Erholung besonders in der Frühphase von öffentlichen Investitionen in Straßen, Bahnstrecken und Immobilien getragen. Die staatliche Stütze habe jedoch eine Schattenseite: “Der Grad der Verschuldung wächst mit einer deutlich höheren Rate als das nominale Bruttoinlandsprodukt.” Die Gefahr von Insolvenzen auch großer Firmen und Kapitalflucht hält Kärnfelt derzeit für das größte Risiko.Derweil scheint die chinesische Wirtschaft auf breiter Front immer besser in Schwung zu kommen, wie der Blick auf einzelne Sektoren zeigt. So ist die Industrieproduktion im September mit + 6,9 % flotter vorangekommen als zuvor, wozu insbesondere eine Belebung der Exporte in den Sommermonaten beitrug. Gute Nachrichten kommen auch vom Konsum: Erstmals seit Ausbruch der Pandemie haben die chinesischen Einzelhandelsumsätze mit + 3,3 % gegenüber September 2019 spürbar zugelegt. Allerdings ist die Erholung hier im Gegensatz zur Industrie längst nicht abgeschlossen. Schließlich legten die Umsätze im Einzelhandel über Jahre um 8 bis 10 % zu. In jedem Fall aber wächst die Bereitschaft der chinesischen Verbraucher, auch größere Anschaffungen zu tätigen, darunter insbesondere Autos und Wohnungseinrichtung, Haushaltsgeräte und Konsumelektronik. Schwung bei ImmobilienAuf Ebene der Investitionen kommen die Dinge nur langsam in Bewegung. Insgesamt legten die Anlageinvestitionen per Ende September um 0,8 % gegenüber der Vorjahresperiode zu. Damit wurde erstmals in diesem Jahr ein positiver Wert verzeichnet. Allerdings betonen Analysten, dass das Tempo der öffentlichen Infrastrukturinvestitionen noch immer schleppend ist. Demgegenüber machen die Immobilieninvestments weitere Fortschritte. Auch insgesamt zeigt sich der Wohnungsmarkt in guter Verfassung. Das Volumen der Wohnungsverkäufe liegt bereits wieder deutlich über Vorjahresniveau.