Chinas Zentralbank senkt Mindestreservesätze
China senkt Mindestreserve
Peking forciert Stimulus-Signale – Stabilisierung des Aktienmarkts im Fokus
Chinas Zentralbank kündigt auf eine für sie ungewöhnliche Weise eine anstehende Mindestreservesatzsenkung an. Der Lockerungsimpuls fällt etwas stärker als erwartet aus. Er zielt vor allem darauf ab, eine neue Kampagne der Regierung zur Stabilisierung des Börsenklimas zu untermauern.
nh Schanghai
Im Rahmen einer neuen Offensive der chinesischen Regierung, das angeschlagene Anlegervertrauen und Börsenklima wiederaufzurichten, kündigt nun auch die Zentralbank früher als erwartet einen monetären Lockerungsschritt in Form einer Mindestreservesatzsenkung an. Bei einem Pressebriefing in Peking gab Notenbankgouverneur Pan Gongsheng die Rücknahme der Mindestreservequoten für verschiedene Kreditinstitutsgruppen um durchschnittlich 0,5% mit Wirkung zum 5. Februar bekannt.
Mit der Maßnahme, die zu einer Erweiterung der Kreditvergabespielräume bei den Geschäftsbanken führt, verbindet sich eine Liquiditätsfreisetzung in Höhe von etwa 1 Bill. Yuan (ca. 128 Mrd. Euro), hieß es am Mittwoch. Seitens der Marktteilnehmer war zwar damit gerechnet worden, dass die People’s Bank of China (PBOC) im Laufe des ersten Quartals die Mindestreserveverpflichtungen weiter zurückschraubt, es war jedoch eine geringere Senkung erwartet worden.
Der Gouverneur zeigt sich
Als Überraschung gilt auch die Form der Ankündigung im Rahmen eines Pressebriefings durch den Zentralbankgouverneur persönlich. In der Vergangenheit sind Mindestreserve- wie auch Zinsänderungsschritte stets nur auf der Webseite der PBOC verbreitet worden. Marktteilnehmer vermuten, dass die offenere Ansprache und auch das Timing der Ankündigung in einem direkten Zusammenhang mit einer neuen Stützungskampagne der Regierung für den Aktienmarkt stehen.
Am Montag hatte der Premierminister den Regierungsapparat und die Finanzregulierer angewiesen, mit „kraftvollen Maßnahmen“ für eine Stabilisierung des Aktienmarktes zu sorgen, nachdem sich eine bereits lang andauernde Baissephase an Chinas Börsen in den ersten Januarwochen nochmals deutlich verschärft hatte. Am Dienstag sorgten dann Spekulationen über Pekinger Pläne für einen neuen Stabilisierungsfonds zur gezielten Stützung von Aktienkursen sogar für eine Unterbrechung des Sell-off an chinesischen Börsen.
Optimismus-Salve in Sicht
Nach der Ankündigung der Mindestreservelockerung zogen die Leitindizes an den Märkten in Hongkong und Schanghai am Mittwochnachmittag dann nochmals kräftiger an. Aller Voraussicht nach wird in den kommenden Tagen eine Salve weiterer Ankündigungen folgen, die darauf abzielen, mit optimistischen Botschaften das Anlegervertrauen zu stärken.
Da die Sorgen über Chinas mäßige konjunkturelle Dynamik in den vergangenen Monaten eine enge Verbindung zum Immobilienmarkt und zur Verschuldungskrise chinesischer Bauträger aufweisen, dürfte Peking einen neuen Versuch starten, offensive Botschaften hinsichtlich der Stabilisierung des Immobilienmarktes zu verbreiten. Pan deutete am Mittwoch bereits an, dass neue Maßnahmenpakete zur Linderung der Finanzierungsklemme chinesischer Immobilienentwickler anstehen.
PBOC als Immobilienmarktwächter
Der PBOC wurde bereits im vergangenen Jahr vonseiten Pekings eine aktive Rolle zugewiesen, um eine effektivere Mobilisierung von Finanzierungen für den Immobiliensektor über chinesische Banken zu koordinieren. Gleichzeitig werden Chinas Großbanken auch gedrängt, mit langfristigen Krediten und durch Absorbieren neuer Bondemissionen chinesischer Lokalregierungen ihren Einsatz auf der Kommunalfinanzierungsebene deutlich auszuweiten. In diesem Zusammenhang gilt auch die anstehende Mindestreservesatzsenkung als Maßnahme, um Liquiditätsspielräume im Bankensystem zur Bewältigung neuer Finanzierungsaufgaben zu erweitern.