China-Konjunktur

Chinas Zentralbank warnt vor zu schwieriger Wirtschaftstransformation

Den Turbulenzen in Chinas Immobiliensektor kann Zentralbankgouverneur Pan Gongsheng auch etwas Gutes abgewinnen: Sie drücken zwar auf das Wirtschaftswachstum, befördern aber notwendige strukturelle Anpassungen im Wachstumsmodell.

Chinas Zentralbank warnt vor zu schwieriger Wirtschaftstransformation

Chinas Zentralbank warnt vor zu schwieriger Wirtschaftstransformation

Probleme im Immobiliensektor bedingen gedämpftes Wachstum – Strukturelle Anpassung vonnöten – Verringertes Kreditexpansionstempo

nh Schanghai

Die Schwierigkeiten in Chinas Immobiliensektor werden nach Ansicht von Zentralbankgouverneur Pan Gongsheng einen schwierigen, aber notwendigen Transformationsprozess für die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft einleiten. Bei einem Redeauftritt in Hongkong stellte Pan ein Szenario auf, bei dem China vorerst ein etwas gezügeltes Wirtschaftswachstum vorlegen wird. Dies stehe im Zusammenhang mit einem gewünschten strukturellen Wandel, der die Rolle von Immobilien-und Infrastrukturinvestitionen als bestimmenden Wachstumstreibern relativiere.

Neues Equilibrium gesucht

Wie der im Juli zum Chef der People’s Bank of China (PBOC) avancierte Zentralbanker am Dienstag betonte, würde ein Festhalten an Chinas traditionellem Wachstumsmodell zunächst überlegene Anstiegsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) generieren. Dies würde allerdings strukturellen Anpassungen zur Sicherung eines langfristig nachhaltigen Wachstums entgegenstehen. „Chinas Immobiliensektor ist auf der Suche nach einem neuen Equilibrium“, erklärte Pan auf einem von der Hong Kong Monetary Authority (HKMA) mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) veranstalteten Finanzforum.

Neue Tonlage in Peking

Die Äußerungen des Zentralbankchefs reflektieren eine seit Herbst veränderte Tonlage der Regierung im Umgang mit der heftigen Verschuldungskrise heimischer Immobilienentwickler. Peking hatte über weite Strecken des Jahres die Losung ausgegeben, dass der Immobiliensektor im Zuge einer breiten Wirtschaftserholung nach Aufgabe der Null-Covid-Politik quasi von allein wieder auf gewohnte Touren komme.

Mittlerweile aber wird deutlich, dass Bemühungen zur Nachfrageanregung nicht ausreichen, das von abbröckelnden Wohnungsverkäufen, sinkenden Anlageinvestitionen und anhaltenden Preisrückgängen gekennzeichnete Immobilienmarktgeschehen zu stabilisieren. Seit Oktober sieht man aktivere Bemühungen, die Finanzierungsklemme der Bauträger durch verstärkten Einsatz staatlicher Banken zu lindern.

Langsamere Kreditvergabe in Richtung Immobiliensektor

In den ersten drei Quartalen des Jahres sah man ein für China ungewohntes Abschmelzen der Realkreditvergabe, sowohl auf Ebene von Hypothekendarlehen an Private wie auch von Krediten an Immobilienentwickler und andere Sektorfirmen. Dies hat auch Konsequenzen für die gesamtwirtschaftliche Finanzierungsaktivität. So ist in diesem Jahr in der Zentralbankstatistik das Wachstum des als Aggregate Financing bezeichneten Kreditbestandes in breitester Abgrenzung mit zuletzt 9,3% erstmals überhaupt unter die Marke von 10% gesunken.

Im neuen vierteljährlichen geldpolitischen Bericht der PBOC wird auf strukturelle Veränderungen der Finanzierungsströme hingewiesen. Es komme zu einer verlangsamten Kreditvergabe in Richtung Immobiliensektor und der Finanzierungsvehikel der Lokalregierungsebene. Demgegenüber sehe man verstärkte Mittelflüsse hin zu strategischen Branchen im Technologie- und Industriebereich.

Realzinsen machen Kummer

Im Bericht der Notenbank heißt es, dass man auf den Bankensektor einwirke, um die Zinskosten für die Unternehmenswirtschaft auf realer Basis zu senken. In diesem Jahr hatte die Zentralbank ihre Leitzinsmarke für einjährige Refinanzierungen in zwei Schritten um insgesamt allerdings nur 25 Basispunkte gesenkt. Da Chinas Verbraucherpreisinflation seit Frühjahr nahe an der Nullmarke liegt und diese zuletzt wieder leicht unterschritt, haben Kreditnehmer auf Ebene der Realzinsen kaum Entlastung erfahren.

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