Coeuré gegen konkrete Zinsprognose
Reuters Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte sich laut Direktor Benoît Coeuré bei ihrer geldpolitischen Orientierungshilfe für die Märkte nicht die USA zum Vorbild nehmen. Anders als bei der US-Notenbank Fed, die Zinsprognosen der Währungshüter veröffentlicht, wäre es für die EZB besser, keine konkreten Zahlen zu nennen, sagte Coeuré am Montag in Berlin. Er verwies darauf, dass den EZB-Orientierungshilfen für die Märkte ein Konsens zugrunde liege und in der Regel keine Einzelmeinungen kommuniziert würden. Die EZB bemühe sich darum, “so weit wie möglich” eine solche gemeinsame Linie zu finden, sagte der Franzose.Im EZB-Rat seien auch wesentlich mehr Mitglieder vertreten als im Führungsgremium der Fed, was es schwieriger mache, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Auch die derzeitigen Unwägbarkeiten im globalen Umfeld sprächen dagegen, dass sich die EZB zu stark festlege. “Selbst ein glaubwürdiger Zinspfad kann zu Fehleinschätzungen führen”, warnte Coeuré.Die EZB hat den Märkten signalisiert, dass sie die Schlüsselzinsen noch bis mindestens “über den Sommer 2019” hinaus auf dem Rekordtief von 0,0 % belassen will. Laut Coeuré könnte es das wirtschaftliche Umfeld erforderlich machen, den Investoren über diese Orientierungslinie hinaus Signale zu geben, in welchem Tempo die Europäische Zentralbank ihre Konjunkturstützen abzubauen gedenke.Die EZB steuert derzeit in Trippelschritten auf ein Ende ihrer extrem lockeren Geldpolitik zu. Die vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe will sie ab Oktober auf 15 Mrd. Euro je Monat halbieren. Zum Jahresende sollen die Transaktionen dann ganz eingestellt werden – sofern die Wirtschaft mitspielt. Damit lassen sich die Euro-Wächter weiter eine Hintertür offen, sollte es zu einer Konjunktureintrübung kommen.Die aktuellen Inflationszahlen dürften die Notenbank derweil erfreuen. Gestern wurde die endgültige Inflationsrate für August von 2,0 % im Vergleich zum Vorjahresmonat von Eurostat bestätigt. Preistreiber Nummer 1 ist derzeit Energie. Sie verteuerte sich im August um 9,2 %. Auch die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak stiegen mit 2,4 % überdurchschnittlich. Dienstleistungen kosteten dagegen nur 1,3 % mehr als vor Jahresfrist.