Commerzbank: Deutschland vor einem Boom

Konjunktur dürfte im Verlauf des kommenden Jahres immer stärker Fahrt aufnehmen

Commerzbank: Deutschland vor einem Boom

ks Frankfurt – Die Euro-Staatsschuldenkrise und die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Währungsunion sollte in den kommenden Monaten sukzessive abnehmen, so dass die deutsche Volkswirtschaft wieder erwachen und 2014 in eine Boomphase eintreten dürfte. Darauf setzt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in seiner neuen Konjunkturprognose, die er am Donnerstag in Frankfurt der Presse erläuterte.Nach einer leichten Schwächephase im laufenden Quartal (siehe Grafik) dürfte sich bei den deutschen Unternehmen die Investitionsbereitschaft wieder einstellen, zeigte sich Krämer zuversichtlich. Bis zum Frühjahr 2013 werde sich aller Voraussicht nach gezeigt haben, dass – insbesondere durch die sehr glaubwürdige Bereitschaft der Europäischen Zentralbank (EZB), alles zur Rettung des Euro zu unternehmen, – die Gemeinschaftswährung Bestand habe. Da dies die Unsicherheit beseitige, die zunehmend die deutschen Unternehmen lähme, dürften deren Ausgaben für Ausrüstungen und Bauten wieder aufleben und so einen Boom auslösen, der dann in einen Konsumschub münde.Für dieses und das kommende Jahr erwartet der Commerzbank-Ökonom im Jahresdurchschnitt noch sehr verhaltene Wachstumsraten beim deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von jeweils 0,5 %. Von der Mitte des nächsten Jahres an dürfte die gesamtwirtschaftliche Aktivität aber spürbar zunehmen und im Jahr 2014 dann zu einer BIP-Expansion um 2 % bis 3 % führen. Neben der Geldpolitik mit dem anhaltend niedrigen Leitzins dürfte auch das Auslaufen der Wachstumsschwäche in China und den USA die deutsche Wirtschaft stützten.Auch 2014 wird nach Einschätzung Krämers die Inflation in Deutschland noch auf dem derzeitigen, moderaten Niveau von knapp 2 % verharren. Erst wenn, wovon Krämer ausgeht, die Finanzmärkte die Rettungsbereitschaft der EZB austesten und diese zu großvolumigen Aufkäufen von Staatsanleihen der Euro-Krisenländer nötigen, werde die darin liegende Inflationsgefahr manifest. Dann werde die Teuerung in der Eurozone über mehrere Jahre hinweg im Schnitt bei 3 % bis 4 % liegen, mit Deutschland wohl am oberen Ende dieser Spanne. Ihr Stabilitätsziel würde die EZB damit allerdings klar verfehlen, lautet es doch auf mittelfristig knapp unter 2 %.Auch wenn die Gefahr eines Auseinanderfliegens der Eurozone Krämer zufolge voraussichtlich immer mehr abnimmt, wenn nicht doch noch unvorhersehbare politische Katastrophen auftreten sollten, so hält der Commerzbank-Chefvolkswirt die Probleme im Euroraum damit aber nicht für gelöst. Vielmehr dürfte der Euro an Außenwert verlieren und so der Wettbewerbsdruck von außen auf die Peripherieländer abnehmen. Da zudem die Lohnkosten im Kern der Währungsunion voraussichtlich steigen werden, lasse zugleich auch der Druck von innen auf die schwachen Euro-Länder nach.Ohnehin sieht Krämer gerade Italien als Problem innerhalb der Währungsunion an. Anders als in den übrigen Krisenstaaten stagniere hier der Reformprozess, betonte der Bankökonom. Regierungschef Mario Monti sieht er deshalb als gescheitert an, von der neuen, im Frühjahr zu wählenden Regierung sei noch weniger Veränderungswillen zu erwarten. Für Krämer ist Italien als Wirtschaftsstandort inzwischen noch hinter Griechenland auf Entwicklungsland-Niveau abgerutscht. DIW: Kein BIP-RückgangÄhnlich wie die Volkswirte der Commerzbank geht auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für das laufende Quartal von einer leichten Abkühlung der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland, aber nach wie vor von Wachstum aus. So zeigt das DIW-Konjunkturbarometer für das vierte Quartal einen BIP-Zuwachs von 0,2 % an, nach plus 0,3 % im dritten Vierteljahr.”Die deutsche Wirtschaft wird die schwächelnde Nachfrage nach ihren Exportprodukten mehr und mehr spüren”, erläutert DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner die Abkühlung. Die weltwirtschaftliche Entwicklung dürfte sich nach seiner Einschätzung in den folgenden Monaten aber bereits wieder beschleunigen. Die Nachfrage aus dem Euroraum bleibe zwar bis auf Weiteres schwach, vor allem in den großen Schwellenländern wie China zeichne sich aber eine Beschleunigung ab.