Corona-Einbruch stärker als erwartet

EU-Kommission revidiert BIP-Prognosen für 2020 nach unten - Euroraum sehr unterschiedlich betroffen

Corona-Einbruch stärker als erwartet

Die EU-Kommission rechnet in diesem Jahr mit einem BIP-Rückgang im Euroraum von 8,7 %. Die bisherigen Prognosen, die von einem kürzeren Lockdown ausgingen, wurden damit noch einmal um 1 Prozentpunkt nach unten revidiert. Auch die Erholung im nächsten Jahr dürfte schwächer ausfallen als erwartet.ahe Brüssel – Die EU-Kommission hat ihre erst vor zwei Monaten veröffentlichte Konjunkturprognose für 2020 noch einmal nach unten korrigiert. Sie geht jetzt davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie in der Eurozone um 8,7 % und in der gesamten EU um 8,3 % zurückgehen wird. Bislang hatte die Brüsseler Behörde einen Einbruch der Wirtschaftsleistung um 7,7 beziehungsweise 7,4 % prognostiziert. Auch die Erholung im kommenden Jahr wird wohl etwas schwächer ausfallen als bisher erwartet, obwohl es bereits Anzeichen dafür gibt, dass der Tiefpunkt der Krise durchschritten ist.Der Weg zu einer Erholung der europäischen Wirtschaft sei aber immer noch “steinig”, betonte Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni in Brüssel. Er begründete die Prognosesenkung unter anderem damit, dass die Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Pandemie langsamer gelockert wurden als noch im Mai angenommen.Gentiloni verwies darauf, dass auch die jetzige Prognose noch immer mit großen Unsicherheiten und einem weiteren Abwärtsrisiko verbunden ist. Vor allem ist der weitere Verlauf der Pandemie und damit verbunden eine weitere größere Infektionswelle unklar, die nach Angaben der EU-Kommission auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und auf die Liquiditätssituation vieler Unternehmen haben könnte. Erste ErholungssignaleDie Behörde sieht außerdem Risiken für die Stabilität der Finanzmärkte sowie die Gefahr, dass sich die EU-Staaten bei nationalen Krisenmaßnahmen nicht genug koordinieren. Hinzu kommen die Risiken eines harten Brexits zum Jahreswechsel, die in den jetzigen Prognosen so bislang noch nicht berücksichtigt wurden.Im ersten Halbjahr 2020 ist das BIP in der Eurozone nach Angaben von Gentiloni um 17 % eingebrochen. Seinen Worten zufolge gab es aber im Mai und Juni schon wieder erste Hoffnungsschimmer, dass das Schlimmste überstanden sein könnte. “Es wird erwartet, dass die Erholung in der zweiten Jahreshälfte an Schwung gewinnt, aber unvollständig bleibt, und dass sich die Lage in den Mitgliedstaaten uneinheitlich darstellt”, erklärte die Kommission, die für 2021 jetzt ein Wirtschaftswachstum im Euroraum von 6,1 % und für die EU als Ganzes von 5,8 % in Aussicht stellte. Bisher war ein Plus von 6,3 % in der Eurozone und 6,1 % in der EU erwartet worden.Die Spannbreite der Betroffenheit von der Krise ist allerdings groß, wie auch Gentiloni noch einmal betonte: In der Eurozone ist der Einbruch in diesem Jahr in Italien (- 11,2 %), Spanien (- 10,9 %) und Frankreich (- 10,6 %) besonders gravierend. Am besten kommen neben Deutschland (- 6,3 %) noch Luxemburg (- 6,2 %), Malta (- 6,0 %) und Finnland (- 6,3 %) durch die Krise.Unter den Nicht-Euro-Ländern stechen Polen (- 4,6 %), Dänemark (- 5,2 %), Schweden (- 5,3 %) und auch Rumänien (- 6,0 %) positiv hervor. Kroatien wurde mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr von 10,8 % dagegen besonders schwer getroffen. Inflationsprognose stabilDer Aufschwung im kommenden Jahr fällt erwartungsgemäß in den Ländern am stärksten aus, die 2020 den größten Absturz zu verzeichnen hatten. Für Deutschland prognostizierte die EU-Kommission für 2021 ein Plus von 5,3 %.Die Inflationsaussichten haben sich seit der Frühjahrsprognose unter dem Strich kaum verändert – obwohl unter anderem die Öl- und Lebensmittelpreise stärker gestiegen sind als erwartet. Dem stehen jedoch die schwächeren wirtschaftlichen Aussichten und Mehrwertsteuersenkungen in einigen Ländern gegenüber. Die Kommission prognostizierte für 2020 eine Preissteigerung von 0,3 % und für das kommende Jahr dann von 1,1 %.