Corona gefährdet Fortschritte in Migration und Integration
dpa-afx Berlin – Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) befürchtet, dass die Corona-Pandemie die Integration von Migranten zurückwirft. “Die Beschäftigung der Zuwanderer war vor der Krise auf Rekordniveau, auch im Bereich Schule gab es für die Kinder von Migranten erhebliche Fortschritte. Diese Entwicklungen werden durch die Pandemie massiv gefährdet”, sagte der OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig am Montag bei der Präsentation einer aktuellen Studie. Die Pandemie bringe alte Missstände wieder auf die Tagesordnung und habe unverhältnismäßig große Auswirkungen auf Migranten, hieß es. Studien deuteten darauf hin, dass die Diskriminierung in Zeiten eines schwachen Arbeitsmarktes zunehme. Netzwerke – von denen Migranten im Schnitt weniger hätten – würden stattdessen für die Arbeitssuche relevanter.Auch die seit Jahren schwindende Kluft zwischen dem Bildungsstand der Kinder von Einwanderern und denen der Einheimischen droht nach Angaben des Berichtes wieder aufzureißen. Denn Schulschließungen und Fernunterricht benachteiligten insbesondere jene, bei denen zu Hause häufig nicht die Sprache des Gastlandes gesprochen werde.Zudem zeige sich, dass Einwanderer in den Mitgliedstaaten der OECD durchschnittlich einem deutlich höheren Corona-Infektionsrisiko ausgesetzt seien als die einheimische Bevölkerung. Studien in mehreren OECD-Ländern hätten ein mindestens doppelt so hohes Infektionsrisiko festgestellt, hieß es im Migrationsausblick. Zurückzuführen sei dies auf eine erhöhte Betroffenheit von Armut, überfüllten Wohnungen und Arbeitsplätzen, bei denen körperliche Distanz schwierig ist. Im Internationalen Migrationsausblick untersucht die OECD jährlich Migrationsbewegungen und Migrationspolitik weltweit. In diesem Jahr blickte die Studie auch detailliert auf die Coronaauswirkungen auf die Wanderungsbewegungen und auf das Leben von Migrantinnen und Migranten.