Corona macht dem Job-Boom ein Ende

Weniger Erwerbstätige - Nachhaltige Folgen

Corona macht dem Job-Boom ein Ende

ast Frankfurt – Die Coronakrise hat den 14 Jahre andauernden Aufwärtstrend am Arbeitsmarkt gestoppt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hatten im vergangenen Jahr 44,8 Millionen Menschen in Deutschland einen Job oder waren selbständig. Das sind 1,1 % weniger als im Jahr 2019. Im selben Zeitraum kletterte die Zahl der Erwerbslosen um 34,5 % auf 1,85 Millionen. Die Erholung des deutschen Arbeitsmarktes dürfte Experten zufolge noch auf sich warten lassen – insbesondere weil der aktuell geltende Lockdown nach Wunsch der meisten Bundesländer voraussichtlich verlängert werden wird.Den größten Rückgang im Jahr 2020 meldet Destatis bei schlecht gesicherten Arbeitsplätzen, während sozialversicherungspflichtig Beschäftigte eher in Kurzarbeit geschickt wurden. Bereits in den Vorjahren war die Zahl der Selbständigen gesunken. 2020 verstärkte sich diese Entwicklung. Destatis zählt nun noch 4,0 Millionen Selbständige und mithelfende Angehörige.Trotz des Lockdowns, der seit Mitte Dezember gilt, hat sich nach Schätzung des Ifo-Instituts München aber die Zahl der Kurzarbeiter weiter verringert. Dem Wirtschaftsforschungsinstitut zufolge waren zum Jahresende 1,95 Millionen Menschen davon betroffen. Im Vormonat waren es 1,98 Millionen. “Hinter der Fassade der Stabilität verbergen sich jedoch größere Verschiebungen: In der Industrie ist die Kurzarbeit über alle Branchen gesunken. Gestiegen ist sie jedoch im Einzelhandel und im Gastgewerbe, die besonders vom aktuellen Lockdown betroffen sind”, sagte Ifo-Arbeitsmarktexperte Sebastian Link. Im Einzelhandel nahm die Kurzarbeit sprunghaft zu auf 150 000 Menschen, nach 97 000 im November. Im Gastgewerbe sind sogar 414 000 Beschäftigte in Kurzarbeit, nach 374 000 im November. 600 000 Jobs verlorenNach Ansicht des Ökonomen Gabriel Felbermayr könnten aber 600 000 Arbeitsplätze verloren gehen. Besonders Branchen, die schon vor Beginn der Pandemie mit einem Strukturwandel zu kämpfen hatten, litten. Dazu zählten die Luftfahrt- und die Tourismusbranche. “Die Luftfahrt müsste in einer dekarbonisierten Welt ohnehin schrumpfen. Da wird durch Corona vieles vorweggenommen, und das nachhaltig”, sagte der Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft der dpa. Mit Blick auf die von der Politik angekündigten Hilfen sagte er, den Umsatzausfall zu ersetzen sei vielleicht für die Gastronomie geeignet: “Aber wenn Sie im Handel Umsatz ersetzen, dann entsteht die Gefahr einer massiven Überkompensation. Denn der Einzelhandel wird ja Waren, die er im Lockdown nicht verkaufen kann, gar nicht erst einkaufen.” Für diese Unternehmen seien die Hilfen zu großzügig, jedenfalls langfristig: “Wenn der Staat Unternehmen hilft, dann möglichst gerecht.” – Wertberichtigt Seite 6