Geldpolitik

Debatte über weiteren EZB-Kurs nimmt Fahrt auf

Der EZB-Rat hat erst Mitte März eine vorübergehende deutliche Erhöhung des Tempos der PEPP-Käufe im zweiten Quartal beschlossen. Jetzt richtet sich der Blick aber bereits auf die Zeit danach – und es zeichnen sich Kontroversen ab.

Debatte über weiteren EZB-Kurs nimmt Fahrt auf

ms Frankfurt

Die Debatte unter den Euro-Notenbankern über den EZB-Kurs im weiteren Jahresverlauf nimmt zunehmend Fahrt auf. EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann machte am Donnerstag klar, dass er bereits über eine Verringerung der EZB-Wertpapierkäufe im Zuge des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP ab dem Sommer nachdenkt. In die gleiche Richtung hatte sich bereits am Mittwoch Holzmanns Ratskollege Klaas Knot geäußert (vgl. BZ vom 8. April). Dagegen mahnte Euro-Notenbanker Olli Rehn zur Vorsicht. Zusätzlich befeuert wurde die Debatte durch das Protokoll der EZB-Sitzung von Mitte März.

Angesichts der seit Jahresbeginn deutlich gestiegenen Staatsanleiherenditen hatte der EZB-Rat erst bei der März-Sitzung eine vorübergehende deutliche Erhöhung des Tempos der PEPP-Käufe im zweiten Quartal beschlossen. Jetzt richtet sich der Blick aber bereits auf die Zeit danach. Hintergrund ist die Hoffnung auf eine weitere Wirtschaftserholung im Jahresverlauf und das deutliche Anziehen der Inflation. Die Hardliner im Rat dürften künftig auf ein rasches Ende von PEPP dringen. Andere Euro-Notenbanker, vor allem aus dem Süden, werden vermutlich vorsichtiger sein. Damit zeichnen sich neue Kontroversen im Rat ab.

Holzmann unterstützt Knot

„Die Entscheidung für das dritte Quartal wird bis zum Ende des zweiten Quartals getroffen, und bis dahin wird es hoffentlich eine Möglichkeit geben, die Käufe erneut zu verringern“, sagte Österreichs Notenbankchef Holzmann dem TV-Sender CNBC. Der niederländische Zentralbankchef Knot hatte am Mittwoch gesagt, dass die Euro-Wirtschaft weiter auf Kurs für eine kräftige Erholung im Jahresverlauf sei, was es der Europäischen Zentralbank (EZB) erlauben würde, ab dem dritten Quartal die PEPP-Käufe langsam herunterzufahren und im März 2022 auslaufen zu lassen. Nach aktuellem Stand soll PEPP bis mindestens März 2022 laufen. Viele Ökonomen können sich nicht vorstellen, dass die Käufe dann bereits enden.

Finnlands Notenbankchef Rehn sagte am Donnerstag ebenfalls bei CNBC, dass es besser sei, auf Nummer sicher zu gehen und zu sehen, dass eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft eingetreten ist, bevor man sich bei der lockeren Geldpolitik in Richtung Ausgang bewege. „In diesem Kontext ist es die beste Vorgehensweise, ruhig zu bleiben und Kurs zu halten“, sagte Rehn. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte am Donnerstag beim virtuellen Treffen des IWF-Lenkungsausschusses IMFC die Flexibilität des PEPP-Programms.

Laut dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll der EZB-Sitzung von März stimmte der Rat der zeitweisen Erhöhung des PEPP-Kauftempos unter der Annahme zu, dass das Gesamtvolumen von 1,85 Bill. Euro nicht angehoben werden müsse und „das Ankauftempo künftig reduziert werden könne“. Insgesamt waren die Euro-Notenbanker laut Protokoll im März wegen des Renditeanstiegs offenbar weniger besorgt, als es die Diskussion vor der Sitzung und die Entscheidung selbst nahegelegt hatten. Sie wollten aber auch ein Signal setzen, um ein verfrühtes Anziehen der Finanzierungsbedingungen zu vermeiden. Das könne die Wirtschaftserholung gefährden.

Laut dem Protokoll wollen die Euro-Hüter nun von Quartal zu Quartal beurteilen, ob die Finanzierungsbedingungen weiter als günstig anzusehen sind. In diese Richtung hatte sich bereits Lagarde nach der Sitzung geäußert. Beobachter befürchten aber, dass die EZB dann womöglich auf Marktentwicklungen nicht rasch genug reagieren könne (vgl. BZ vom 12. März).