Der Klimawandel ist da

Bericht der Bundesregierung sieht rasante Erwärmung - Konzentration von Treibhausgasen steigt weiter

Der Klimawandel ist da

Das Bundesregierung hat ihren zweiten Monitoringbericht im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel vorgelegt. Wenige Tage vor dem Start der UN-Klimakonferenz in Madrid macht der Bericht deutlich, dass der Klimawandel und seine Folgen längst in Deutschland angekommen sind. sp Berlin – “Deutschland steckt mittendrin im Klimawandel”, lautet das Fazit von Maria Krautzberger, der Präsidentin des Umweltbundesamts, zu den Erkenntnissen des zweiten Monitoringberichts zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel, der gestern in Berlin vorgestellt wurde. “Die Auswertungen unserer Messdaten sind eindeutig. Der Klimawandel hat Deutschland im Griff”, sagte Tobias Fuchs, Leiter der Abteilung Klima und Umweltberatung des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die zusammen mit insgesamt 30 Bundes- und Landesbehörden sowie Universitäten und Fachverbänden an dem Bericht mitgewirkt hat. “Die Folgen des Klimawandels treten immer deutlicher zu Tage”, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und nannte die Erhöhung der durchschnittlichen Temperatur in Deutschland um 0,3 Grad Celsius in den vergangenen fünf Jahren “alarmierend”.Die vergangenen zwei Jahre hätten “sehr deutlich gezeigt, auf was wir uns in Zukunft einstellen müssen”, sagte DWD-Klimaexperte Fuchs. 2018 sei in Deutschland das bisher wärmste Jahr seit 1881 gewesen. Im Juni und Juli des laufenden Turnus habe Deutschland Hitzewellen mit einer Intensität erlebt, wie sie in Mitteleuropa bisher nicht zu beobachten gewesen seien. Und der DWD rechnet nicht mit einer Trendumkehr. “Es wird rasant wärmer, mehr Hitzewellen bedrohen unsere Gesundheit, jeder muss mit Schäden durch heftigeren Starkregen rechnen”, sagte Fuchs. 4,7 Grad bis zum Jahr 2100In einem Szenario des “Weiter-wie-bisher” sei basierend auf vorliegenden Klimarechnungen bis zum Ende des Jahrhunderts in Deutschland mit einem weiteren Anstieg der mittleren Lufttemperatur um 3,1 bis 4,7 Grad Celsius zu rechnen. Eine konsequente Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen könnte den weiteren Temperaturanstieg über diesen Zeitraum auf 0,9 bis 1,2 Grad begrenzen. Vor drei Jahren hatte sich die Weltgemeinschaft im Rahmen der Klimakonferenz in Paris darauf verständigt, die Erderwärmung im Vergleich mit dem vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen und so die Chance zu wahren, die Folgen des Klimawandels beherrschen zu können.Wenige Tage vor der nächsten UN-Klimakonferenz, die vom 2. bis 13. Dezember in Madrid stattfindet, zeichnet nicht nur der Monitoringbericht der Bundesregierung ein düsteres Bild mit Blick auf die Klimaziele. So teilte die Weltwetter-Organisation (WMO) am Montag mit, dass die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre im vergangenen Jahr noch stärker gestiegen ist als im Schnitt der Vorjahre. “Es gibt keine Anzeichen für eine Verlangsamung, geschweige denn einer Abnahme der Konzentration – trotz aller Zusagen aus dem Pariser Klimavertrag”, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas in Genf. Dies bedeute für künftige Generationen steigende Temperaturen, Extremwetter und einen Anstieg des Meeresspiegels.Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) forderte die Staaten am Dienstag auf, ihre Klimaziele nachzuschärfen, da die Erderwärmung sonst doppelt so hoch ausfallen werde wie in Paris vereinbart. “Wir müssen die Gesellschaften in den nächsten zehn Jahren umbauen”, verlangte der Unep-Chef, John Christensen. “In Deutschland wird gehandelt”, erklärte Umweltministerin Schulze zu den Forderungen der Unep und verwies auf das 54 Mrd. Euro schwere Klimaprogramm der Bundesregierung. UN-Generalsekretär António Guterres lobte die deutsche Klimapolitik bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ebenfalls als vorbildlich.In der Bevölkerung kann die Bundesregierung beim Klimaschutz mit Rückhalt rechnen. Laut einer Umfrage der Körber-Stiftung sieht bereits fast jeder Dritte in Deutschland den Klimawandel als größte Herausforderung für die Außenpolitik. Mehrere Sozial- und Wohlfahrtsverbände haben am Dienstag zusammen mit dem Mieterbund und der Gewerkschaft Verdi eine “sozialökologische Wende für alle” gefordert und gewarnt, dass Klimaschutz “kein Elitenprojekt” sein dürfe.