Der Optimismus kehrt zurück
Die deutsche Wirtschaft ist zwar wieder auf Erholungskurs, ein richtig kräftiges Wachstum wird sich aber wohl nicht einstellen. Das signalisiert die jüngste ZEW-Umfrage zu den Konjunkturerwartungen der Finanzmarktakteure. Auch das Rheinisch- Westfälische Wirtschaftsforschungsinstitut (RWI) hat seine Wachstumsprognose inzwischen leicht zurückgenommen.lz Frankfurt – Entgegen jüngsten skeptischen Kommentaren zum weiteren Verlauf der deutschen Konjunktur, zeigt sich das Stimmungsbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) durchaus optimistisch. Der aus einer Umfrage unter diesmal 257 Anlegern und Analysten errechnete Index der Konjunkturerwartungen stieg im Juni um 2,1 Zähler auf 38,5 Punkte. Ökonomen hatten lediglich einen Anstieg auf 38,1 Punkte erwartet. “Die deutsche Konjunktur dürfte im zweiten Halbjahr 2013 an Fahrt aufnehmen”, sagte ZEW-Präsident Clemens Fuest, zeigte sich aber zurückhaltend zur Größenordnung der Erholung: “Die Ergebnisse der Umfrage deuten darauf hin, dass die Konjunkturbelebung zaghaft verlaufen wird. Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer erwartet, dass es im kommenden Halbjahr keine wesentlichen Konjunkturimpulse geben wird.” Die aktuelle Lage bewerten die Finanzprofis etwas schlechter. Das Barometer fiel um 0,3 auf 8,6 Zähler. Hier hatten Ökonomen einen Anstieg auf 9,5 Punkte erwartet.Allerdings darf nicht verkannt werden, welch hohes Stimmungsniveau inzwischen erreicht ist. Das macht ein leichtes Abbröckeln immer wahrscheinlicher. Im langjährigen Durchschnitt liegt der Index der Konjunkturerwartungen immerhin nur bei 12,2 Punkte. Thomas Gitzel von der VP-Bank und Carsten Brzeski von der ING-Diba führen zudem den wetterbedingten Nachholbedarf der deutschen Wirtschaft an und die Aufräumarbeiten nach der Hochwasserflut, die für zusätzliche Nachfrage sorgen werden. Zudem sei der Arbeitsmarkt robust, die Löhne stiegen, die Zinsen seien niedrig und der Export nehme langsam wieder Fahrt auf. Gitzel spricht von einem “positiven Überraschungspotenzial”.Gleichwohl liegen die aktuellen Prognosen aber weiter unter den Vorhersagen, die Ende vergangenen Jahres getroffen worden sind. Entsprechend mussten bereits viele Institute ihre Prognosen zurücknehmen – jetzt auch die Wirtschaftsforscher des RWI. Erst im März hatten sie die Aussichten für die deutsche Wirtschaft günstiger eingeschätzt und die Wachstumsprognose für 2013 von 0,3 auf 0,6 % angehoben; nun im Juni wurde sie wieder auf 0,4 % zurückgenommen. Für 2014 wurde zuletzt ein Plus von 2,1 % erwartet, nun sind es noch 1,9 %. Die anhaltende Rezession im Euroraum und die schwache Weltkonjunktur hätten dazu geführt, dass die Exporte im zweiten Quartal dieses Jahres deutlich gesunken seien, teilte das RWI mit. Auch die Investitionen seien weiterhin rückläufig. Getragen werde die deutsche Konjunktur vor allem von den privaten Konsumausgaben.Negative Überraschungen erwarten die Essener Prognostiker nicht. Genauso wenig wie die Ökonomen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in Düsseldorf. Ihr Indikator für die Rezessionswahrscheinlichkeit ist weiter gesunken. Als “negativ” machten sich allerdings die schwachen Auftragseingänge bemerkbar. Das gelte insbesondere für die Aufträge aus dem Inland.