tkb Mailand – Italiens Schatzamt steht im Kreuzfeuer der Kritik. Laut Medienberichten soll Rom in den neunziger Jahren Derivateverträge über 160 Mrd. Euro abgeschlossen haben, um die Schuldentilgung zu strecken und die Haushaltsbilanz zu schönen. Nun drohen dem Staat aus den restrukturierten Finanzgeschäften Verluste von rund 8 Mrd. Euro.Wirtschafts- und Finanzminister Fabrizio Saccomanni bestritt am Mittwoch in einem TV-Interview, dass die Geschäfte dazu gedient haben, Italien den Euro-Beitritt zu erleichtern. Die öffentlichen Finanzen seien keineswegs in Gefahr. Dies betonte auch der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, der im Zeitraum 1991 bis 2001 dem Schatzamt als Generaldirektor vorstand und vom damaligen Handel mit den restrukturierten Finanzprodukten gewusst haben sollte.In einem Bericht an den Rechnungshof hat das Schatzamt kürzlich die im Portefeuille befindlichen Derivate offengelegt. Es handelt sich um zum Teil revidierte Verträge im Wert von insgesamt 160 Mrd. Euro. 2012/13 mussten zahlreiche der auslaufenden Verträge umgeschichtet werden. Laut einer Mitteilung des Ministeriums werden Zinsswaps und Optionen regelmäßig genutzt, um sich gegen Zinsschwankungen abzusichern und um die Laufzeit von Staatsanleihen zu verlängern. Der angebliche Verlust von 8 Mrd. Euro sei ein theoretischer Marktwert und keineswegs ein realer Verlust. Tatsächlich haben die restrukturierten Derivateverträge des Schatzamtes Laufzeiten bis zum Jahr 2040.Italiens Handel mit restrukturierten Finanzprodukten machte in der jüngsten Vergangenheit mehrmals Schlagzeilen. Abgesehen von verschiedenen Kommunen, die durch ihren Derivatehandel Verluste erlitten, sind die restrukturierten Finanzprodukte auch Ursache des Desasters bei der drittgrößten italienischen Bank, Monte dei Paschi di Siena. Die Derivateverträge im Staatsportefeuille werden auf 10 % der Wirtschaftsleistung geschätzt.