Destatis sieht keine Insolvenzwelle
ba Frankfurt
Die befürchtete Insolvenzwelle infolge der Corona-Pandemie ist bislang ausgeblieben. Auch spreche die bisherige Entwicklung der beantragten Regelinsolvenzen noch nicht dafür, sagte Albert Braakmann, Leiter der Abteilung „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Preise“ des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Es zeichne sich aber ein Abflachen der bisher nach unten zeigenden Kurve ab. Eine aktuelle Umfrage des Ifo-Instituts zeigt zudem, dass sich immer weniger Firmen wegen der Folgen der Coronakrise in Existenznot sehen.
Dank der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen sowie der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht sei nicht nur der erwartete „sprunghafte Anstieg der Unternehmensinsolvenzen“ ausgeblieben, vielmehr habe sich „der langjährige Trend zu rückläufigen Insolvenzzahlen nochmals verstärkt“, erklärte Braakmann. Im Coronajahr 2020 gab es 15841 beantragte Unternehmensinsolvenzen, so wenige wie noch nie seit Einführung der Insolvenzordnung 1999. 2019 hatte die Zahl noch 16% höher gelegen. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres war die Entwicklung weiter rückläufig, im April (aktuellster Wert) waren es 9% weniger als im Vorjahr und 21% weniger als im April 2019, also kurz bevor die Coronakrise die Wirtschaft belastete. Die höchsten Insolvenzzahlen gab es im April in Bau, Handel und Gastgewerbe. Laut Destatis liegen die Zahlen auch hier unter denen des Aprils der Jahre 2019 und 2020.
Die angemeldeten Regelinsolvenzverfahren erlauben laut Braakmann einen Blick über April hinaus – was besonders interessant ist, da seit Anfang Mai 2021 die Insolvenzantragspflicht wieder vollumfänglich gilt. Aktuell, also im Juni, sank die Zahl der Regelinsolvenzen im Vorjahresvergleich um 1% und gegenüber dem Vormonat um gut 2%. Da wegen der Bearbeitungszeit bei Gericht noch nicht alle Anträge seit Anfang Mai enthalten sind, könnte „sich in den nächsten Monaten eine Trendumkehr einstellen“, mahnte Braakmann.
Laut Ifo-Institut sahen sich im Juni aber nur noch 14% der Unternehmen in einer existenzbedrohenden Situation, nach 18,7% im Februar und 21,8% im Vorjahr (siehe Grafik). „Immer noch besonders gefährdet sind die Unternehmen der Veranstaltungsbranche sowie Reisebüros und -veranstalter“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.
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