Deutsche Bank hält Rezession für möglich

Wirtschaftliche Folgen der Coronavirus-Krise

Deutsche Bank hält Rezession für möglich

arp Frankfurt – Die Deutsche Bank hält es für möglich, dass die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus Deutschland in eine Rezession schicken. Der Chefvolkswirt des Geldhauses, David Folkerts-Landau, der sich aufgrund von Reiserestriktionen per Videokonferenz in die Frankfurter Zentrale zuschalten ließ, hat wenig Vertrauen in die offiziellen Zahlen zu Infizierten und Verstorbenen. Das gelte vor allem für die Behördenangaben aus dem Iran, aber auch aus China. Daten unglaubwürdigSollten die Angaben stimmen, so Folkers-Landau, bleibe der wirtschaftliche Schaden durch das Coronavirus “limitiert”. Diesem “Best-Case-Szenario” misst der Chefökonom aber eine Wahrscheinlichkeit von nur 25 % zu. Für doppelt so wahrscheinlich hält er es, dass die Zahl der Infizierten global auf etwa drei Millionen Menschen ansteigen wird und das Virus 30 000 Todesopfer fordert. “Ein solches Szenario würde Deutschland in die Rezession führen und die Eurozone knapp davor”, sagte Folkerts-Landau. Am Freitag hat die Weltgesundheitsorganisation das Risiko einer weltweiten Verbreitung des Virus auf “sehr hoch” gesetzt.Folkers-Landau erwartet Reaktionen der Notenbanken. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte ihren Einlagezins von -0,5% um weitere 10 bis 20 Basispunkte absenken. Auch die US-Notenbank werde handeln, sagt der Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Er rechnet damit, dass die Federal Reserve den Leitzins im Bereich von 50 bis 75 Basispunkten senken wird. Derzeit liegt die Zielspanne bei 1,5 % bis 1,75 %. Zinspolitik hilft nichtFolkerts-Landau machte aber auch klar, dass er weitere Schritte der Notenbanken für ungeeignet hält, um die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie abzufedern. Es gebe “kein Nachfrageproblem, sondern ein Problem auf der Angebotsseite”. Darum müsse es vielmehr darum gehen, Unternehmen, die durch die Unterbrechung von Lieferketten in Liquiditätsengpässe kommen, gezielt und punktuell mit Krediten zu helfen. Auch fiskalische Maßnahmen würden helfen, die Situation zu entschärfen.Ein drittes Szenario, dem die Experten der Deutschen Bank eine Wahrscheinlichkeit von 25 % beimessen, ist, dass die Coronavirus-Epidemie die Ausmaße einer normalen Grippewelle annimmt. Laut Folkerts-Landau erkrankten in der vergangenen Influenza-Saison 40 bis 50 Millionen Menschen, 17 000 von ihnen sind gestorben. Sollte es nun so kommen, wären die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus noch viel gravierender. Vieles wisse man aber noch nicht über das neue Virus, das erschwere verlässliche Vorhersagen immens, sagte Folkerts-Landau. Auch hat er die langfristigen Folgen auf globalisierte Lieferketten im Blick. Hier rechnet er in Zukunft mit Zurückhaltung oder zumindest stärkerer Diversifizierung.