Deutsche Inflation lässt etwas nach
Die Inflation in Deutschland lässt wieder etwas nach. Nach dem Zehnjahreshoch von +2,5 % im Oktober betrug der Preisanstieg im November 2,3 %. Treiber waren wieder die Energiepreise. Eine große Rolle spielt wohl die Trockenheit, die die Pegelstände der Flüsse niedrig und Heizöl- und Benzinpreise hoch hält.arp Frankfurt – In Deutschland gibt es etwas Entspannung an der Preisfront. Die Verbraucherpreise legten im November auf Basis vorläufiger Berechnungen des Statistischen Bundesamtes Destatis im Vorjahresvergleich um 2,3 % zu. Im Vergleich zum Vormonat betrug der Anstieg 0,1 %.Damit erreicht die jährliche Zunahme der Verbraucherpreise wieder das Niveau des Septembers und entfernt sich etwas von der Rekordrate von +2,5 % im Oktober, die ein Zehnjahreshoch darstellte. Volkswirte hatten mit einer Inflation von 2,4 % gerechnet.Als absoluter Inflationstreiber in Deutschland erwiesen sich die Preise für Haushaltsenergie und Kraftstoffe. Sie lagen im November um 9,3 % über dem Vorjahreswert. Zum Vergleich: Im Oktober verteuerte sich Energie um 8,9 %. Im September waren es 7,7 % und im August 6,9 %. Der Rückgang der Ölpreise auf dem Weltmarkt kam beim deutschen Verbraucher nicht an – im Gegenteil. “Dem Vernehmen nach hat hieran das Wetter Schuld: Die niedrigen Flusspegel verteuern den Transport von Kraftstoffen per Binnenschiff. Nach dieser Logik dürften kräftige Regenfälle in den kommenden Monaten weitere Entspannung an der Preisfront bringen”, schreibt Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg in seiner Ersteinschätzung.Den gleichen Punkt macht auch Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank: “Die Rheinschifffahrt ist eingeschränkt. Wichtige Lieferketten sind damit unterbrochen und die Energiepreise bleiben auf einem hohen Niveau. Während also in den USA die günstigeren Spritpreise mehr Geld für die Weihnachtseinkäufe übrig lassen, reibt sich so mancher deutscher Autofahrer an der Zapfsäule ungläubig die Augen.” Da im Vorjahresmonat die Ölpreise Fahrt aufnahmen, hätte ohne das Niedrigwasser der deutschen Flüsse ein spürbarer Rückgang der Inflationsrate auf dem Programm gestanden, so Gitzel weiter. Entspannung bei NahrungAnsonsten ist die Teuerung in Deutschland leicht auf dem Rückzug. Die jährliche Preissteigerung bei Nahrungsmitteln betrug im November 1,4 (Oktober: 1,9) %. Bei Dienstleistungen lag sie bei 1,5 (Oktober: 1,8) %.Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING Deutschland, weist darauf hin, dass unter Einbeziehung der am Donnerstag veröffentlichten Daten die deutsche Inflation in diesem Jahr auf dem höchsten Niveau seit 2012 liegt. Ein Rückgang der Energiepreise wird nach der Erwartung Brzeskis die Teuerung in der größten Ökonomie der Eurozone aber wieder unter die Marke von 2 % drücken.Unterdessen lag der für europäische Zwecke berechnete harmonisierte Verbraucherindex (HVPI) in Deutschland im November um 2,2 % über dem Stand des gleichen Vorjahresmonats. Gegenüber dem Oktober stiegen die Preise auch nach europäischer Rechenart um 0,1 %.Eindeutiger fiel die Entwicklung in Spanien, der viertgrößten Volkswirtschaft in der Eurozone, aus. Hier sank die Inflation, ebenfalls nach einer ersten Schätzung, deutlich stärker als von Ökonomen erwartet. Der HVPI lag im November um 1,7 % über dem Vorjahr. Im Oktober und September betrug die europäisch berechnete Teuerung in Spanien noch 2,3 %. Analysten hatten zwar für den November mit einer geringeren Teuerung gerechnet, den HVPI aber um 2,0 % über dem Vorjahresmonat gesehen. Im Monatsvergleich lagen die spanischen Verbraucherpreise im November sogar um 0,2 % unter dem Wert vom Oktober, Analysten hatten mit einer Stagnation gerechnet.Am heutigen Freitag wird dann die Verbraucherpreisentwicklung in der Eurozone veröffentlicht. Von Frankreich und Italien wird abhängen, ob sich die Erwartungen der DZ-Bank-Analysten erfüllen, dass die Inflation in Euroland im November nur leicht gesunken ist. Für die Europäische Zentralbank (EZB) entscheidender ist allerdings die Kerninflation, die die Preisentwicklung für Energie und Lebensmittel ausklammert. Brzeski sieht sie in Deutschland nach wie vor als niedrig an. Destatis wird erst am 13. Dezember, dem Tag der EZB-Sitzung, offizielle Angaben machen: im Zuge der Veröffentlichung der endgültigen Angaben zur November-Teuerungsrate.