Deutsche Inflation legt weiter leicht zu
ms Frankfurt – Die Inflation in Deutschland hat im April den dritten Monat in Folge leicht angezogen und entfernt sich von der Nulllinie – sie bleibt aber weiter äußerst niedrig. Gemessen an dem für europäische Zwecke berechneten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) lagen die Preise um 0,3 % über Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) gestern in einer ersten Schätzung mitteilte. Im März hatte das Plus bei 0,1 % gelegen. In nationaler Rechnung lag es im April bei 0,4 % – nach 0,3 % im März.Die Daten nährten Erwartungen, dass die Inflationsrate im Euroraum insgesamt im April das negative Terrain hinter sich gelassen haben könnte. Eurostat legt heute eine erste Vorabschätzung vor. Volkswirte erwarten im Durchschnitt einen Wert von 0,0 %. Im März wurde noch ein Minus von 0,1 % vermeldet. Im Dezember 2014 war die Teuerungsrate erstmals seit der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2009 unter null gefallen.Auch wenn das Abrutschen in den negativen Bereich vor allem eine Folge des Ölpreisverfalls in der zweiten Jahreshälfte 2014 war, hatte es bei einigen Notenbankern und Volkswirten Sorgen vor einer deflationären Abwärtsspirale geschürt. Auch deshalb hatte die Europäische Zentralbank (EZB) im Januar den Kauf von Staatsanleihen beschlossen.Dass die Inflation in Deutschland im April wie erwartet erneut anzog, lag vor allem an den Nahrungsmittelpreisen. Sie verteuerten sich gegenüber Vorjahr um 1,1 %. Im März hatte noch ein Minus von 0,1 % zu Buche gestanden. “Wegen des recht frischen Frühjahrs mussten Verbraucher vor allem für frisches Obst und Gemüse tiefer in die Tasche greifen”, sagte Marco Wagner, Volkswirt bei der Commerzbank. Energie verbilligte sich um 5,9 %, nach – 5,7 % im März, Dienstleistungen verteuerten sich um 1,1 % (März: 1,2 %).Die Inflationsrate ohne die volatilen Komponenten Energie und Nahrungsmittel lag im April unverändert bei 1,2 %. In der Eurozone war die Kernrate im März überraschend von zuvor 0,7 % auf 0,6 % zurückgegangen. Sie spielt aktuell auch für die EZB eine zentrale Rolle. Mit Spannung wird nun erwartet, wie sich die Rate im April entwickelt hat.Für Deutschland gehen Volkswirte davon aus, dass die Teuerung in den nächsten Monaten weiter anziehen wird. Viele sehen sie Ende 2015 wieder bei rund 2 %, also auf dem Niveau dessen, was die EZB mittelfristig als Zielwert für Euroland anstrebt. Da in einigen Krisenländern weitere Lohn- und Preisanpassungen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit nötig sind, argumentieren viele Volkswirte, Deutschland müsse Inflationsraten klar oberhalb von 2 % tolerieren, damit der Zielwert im Durchschnitt zu erreichen sei. In Deutschland stößt das aber auf verbreitete Skepsis und Ablehnung.