Deutsche Inflation schwächt sich ab

Geringer Preisauftrieb stützt vorsichtigen EZB-Kurs - Kein abruptes QE-Ende

Deutsche Inflation schwächt sich ab

ms Frankfurt – Die Inflationsdynamik in Deutschland hat sich zu Jahresbeginn überraschend weiter abgeschwächt – was das Dilemma der Europäischen Zentralbank (EZB) zwischen sehr starker Konjunktur und zu schwacher Inflation untermauert und die Euro-Hüter in ihrer sehr vorsichtigen Haltung bestätigen dürfte. Am heutigen Mittwoch legt die EU-Statistikbehörde Eurostat eine erste Inflationsschätzung für den gesamten Währungsraum im Januar vor.Gemessen an dem für EU-Zwecke berechneten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) lag die jährliche Inflationsrate in Deutschland im Januar bei 1,4 % – 0,2 Prozentpunkte niedriger als Ende 2017. Volkswirte hatten mit einem unveränderten Wert gerechnet. In nationaler Betrachtung ging die Teuerung von 1,7 % auf 1,6 % zurück. Auch im Euroraum dürfte die Inflation damit zu Jahresbeginn etwas niedriger liegen als zuletzt mit 1,4 %. Die EZB strebt mittelfristig knapp 2 % an.Zu Jahresbeginn hat die EZB ihre umstrittenen Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) zwar von zuvor 60 Mrd. Euro auf 30 Mrd. Euro pro Monat reduziert. Sie kauft aber bis mindestens Ende September weiter und hat explizit kein Enddatum gesetzt. Die anhaltende schwache Preisentwicklung selbst in einer voll ausgelasteten Wirtschaft wie jener in Deutschland dürfte die Euro-Hüter darin bestärken, eine Normalisierung nicht zu früh und allenfalls sehr langsam anzugehen.”Selbst in einem äußerst guten wirtschaftlichen Umfeld müssen die Teuerungsraten nicht zwangsläufig abrupt steigen. Dies zeigt einmal mehr, wie träge sich Preise verhalten”, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, und fügte hinzu: “Die EZB muss nicht in Hektik verfallen, denn die Inflationsraten werden nicht davongaloppieren.”Der neuerliche Rückgang der Inflation in Deutschland erklärt sich vor allem damit, dass sich die Energiepreise auf Jahressicht noch einmal weniger verteuerten als bereits im Dezember. Das liegt an Basiseffekten durch den Ölpreis, die temporär sind. Nicht zuletzt die Bundesbank prognostiziert deshalb einen Anstieg der Inflation in den nächsten Monaten und Jahren – ähnlich wie es auch für den Euroraum erwartet wird.Der niederländische Zentralbankchef Klaas Knot sagte gestern erneut, dass er es für vernünftig hielte, die QE-Käufe nach September zu beenden – wenn auch “mit einer kurzen Auslaufphase falls nötig”. Auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte zuletzt erklärt, die Käufe würden sicher “nicht abrupt” beendet werden. Damit signalisieren zwei der Hardliner im EZB-Rat eine Art “Tapering”, wie es auch die “Tauben” im Fall der Fälle befürworten dürften. Estlands Zentralbankchef Ardo Hansson hatte dagegen unlängst im Interview der Börsen-Zeitung gesagt, die Käufe könnten bereits nach September unmittelbar gestoppt werden, wenn sich Wachstum und Inflation wie erwartet entwickelten (vgl. BZ vom 16. Januar).