Deutsche Inflation überrascht positiv
Inflationsdaten überraschen positiv
Unterliegender Preisdruck in Deutschland fällt deutlich – Auch Teuerung in Frankreich niedriger als erwartet
Einen Tag nach der Zinssenkung erhält die EZB ermutigende Inflationsdaten aus Deutschland und Frankreich. Die Kerninflation hierzulande gibt zum Jahresauftakt kräftig nach. Die Euro-Inflation ist trotz der Zahlen aus den zwei größten Volkswirtschaften des Währungsraums im Januar aber wohl nicht gesunken.
mpi Frankfurt
Die Inflation ist in Deutschland zu Beginn des Jahres niedriger ausgefallen als erwartet und schwächer als im Monat zuvor – zumindest beim Blick auf die nationale Berechnungsmethode (VPI). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte, fiel der Index für die Jahresrate von 2,6% auf 2,3%. Der europäische harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), der für die Berechnung der Euro-Inflation relevant ist, stagnierte dagegen bei 2,8%. Dennoch enthalten die Daten für die EZB viel Positives.
Die Kerninflation, die als guter Gradmesser für den unterliegenden Preisdruck gilt, schwächte sich von 3,3% auf 2,9% ab. Hierbei werden die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise nicht berücksichtigt. Im Vergleich zum Vormonat gingen die Preise im Januar sowohl nach VPI als auch nach HVPI um 0,2% zurück.
„Gute Nachrichten von den Konsumentenpreisen“, urteilt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. „Ein Teil der niedrigen Inflation im Januar kommt durch statistische Umstellungen zustande. Das sollte aber nicht den Blick verstellen dafür, dass sich die Inflation in Deutschland weiter normalisiert.“ Auch ING-Chefökonom Carsten Brzeski bewertet die Daten als positive Neuigkeiten. „Die Schnellschätzung der deutschen Inflation für Januar ist sowohl für Verbraucher als auch für die Europäische Zentralbank eine willkommene Überraschung.“
Unterschiedliche Einschätzungen
Vincent Stamer, Volkswirt bei der Commerzbank, mahnt vor zu viel Euphorie. „Die gesunkene Kernrate ist für sich genommen ein positives Zeichen für Verbraucher und könnte auch für die kommenden Monate einen niedrigeren Preisdruck signalisieren“, meint er. „Im Dezember war die Inflationsrate allerdings auch überraschend gestiegen. Daher sollte die heutige Überraschung nach unten ebenfalls nicht überinterpretiert werden.“ Das Inflationsproblem sei noch nicht gelöst, wie auch der Blick auf die zu hohe Dienstleistungsinflation zeige. Diese liegt im Januar bei 4%.
Auch nach Einschätzungen von Michael Heise, Chefökonom beim Vermögensverwalter HQ Trust, könnte die Stabilisierung der Inflation bei 2% eine zähe Angelegenheit werden. „In den kommenden Monaten ist nur wenig Entlastung zu erwarten, da die Preissteigerungen bei den Dienstleistungen auch angesichts verhältnismäßig hoher Lohnzuwächse nur langsam zurückgehen werden.“ Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, erwartet hingegen baldige Fortschritte beim Rückgang der Inflation. „In einem schwierigen konjunkturellen Umfeld sind Preisüberwälzungen nur schwer umsetzbar.“
Info-Preiserwartungen relativ stabil
Die Preiserwartungen der Unternehmen bleiben insgesamt ziemlich stabil. Nach einer Umfrage des Ifo-Instituts vom Freitag rechnet die Industrie mit weniger Preisdruck in den kommenden Monaten, Dienstleister dafür mit mehr. Unter dem Strich sinken die Ifo-Preiserwartungen im Januar leicht von 19,7 auf 19,6 Punkte.
Derweil ist die Inflation in Frankreich im Januar überraschend stabil bei 1,8% geblieben. Ökonomen hatten einen leichten Anstieg erwartet. Nach Einschätzungen von Volkswirten ist die Teuerung in Deutschland und Frankreich deshalb niedriger als gedacht, weil die Konjunktur jeweils schwach ist. In beiden Ländern hatte es im vierten Quartal nach Daten von Eurostat eine schrumpfende Wirtschaft gegeben.
In Spanien, eine der Wachstumslokomotiven der Eurozone, ist die Inflation hingegen den vierten Monat in Folge gestiegen. Mit 2,9% lag sie zum Jahresauftakt etwas oberhalb der Median-Prognose. Am Montag veröffentlicht Eurostat die Inflationszahlen für die gesamte Eurozone. Commerzbank-Ökonom Stamer erwartet, dass die Euro-Inflation im Januar bei 2,4% stagnierte. Auch die EZB rechnet erst im weiteren Jahresverlauf damit, dass sie ihr Inflationsziel erreicht.