Deutsche Inflation zieht stärker an als erwartet
ms Frankfurt – Der Preisauftrieb in Deutschland hat sich im November merklich verstärkt – und das sogar etwas mehr als von Beobachtern erwartet. Zugleich verharrt die Inflationsrate aber weiterhin deutlich unterhalb des Preisziels der Europäischen Zentralbank (EZB). Gleiches dürfte auch für die Teuerung im gesamten Euroraum gelten, für die es am heutigen Freitag eine erste Schätzung gibt.Gemessen an dem für EU-Zwecke berechneten Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) legten die Preise für Güter und Dienstleistungen in Deutschland im November im Vorjahresvergleich um 1,2 % zu, wie Destatis gestern in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Oktober hatte das Plus bei 0,9 % gelegen, und Volkswirte hatten nun 1,1 % erwartet. Für den Euroraum als Ganzes liegt die Konsensschätzung bei 0,9 % – nach 0,7 % im Oktober. Gemischte SignaleFür die Euro-Währungshüter dürften die neuen Inflationsdaten einerseits ein ermutigendes Zeichen sein, weil sich die Teuerung zumindest nicht weiter vom EZB-Inflationsziel von mittelfristig unter, aber nahe 2 % entfernt – während auch die Euro-Konjunktur zunehmend Signale der Stabilisierung sendet (siehe nebenstehende Texte). Andererseits dürfte die nach wie vor niedrige Inflation die EZB-Granden weiter vorsichtig sein lassen – zumal die Risiken für die Wirtschaft weiterhin hoch sind.Die Euro-Hüter streben mittelfristig eine Inflationsrate von unter, aber nahe 2 % an. Seit November 2018 liegt die Teuerung unterhalb dessen, was wohl die meisten Notenbanker als in Einklang mit dieser Definition ansehen. Tatsächlich verharrt die Euro-Inflation sogar seit Anfang unterhalb der 2-%-Marke. Zeitweise lag die Inflationsrate sogar über Monate unterhalb von 0 %.Selbst in Deutschland kommt die Teuerung trotz voll ausgelasteter Produktionskapazitäten und sehr niedriger Arbeitslosigkeit nicht so recht in Schwung. In nationaler Berechnung verharrte die Teuerung im November sogar auf dem Vormonatswert von 1,1 % – dem niedrigsten Stand seit Februar 2018. Ausschlaggebend für die geringe Teuerung war ein starker Rückgang der Kosten für Energie. Hier meldete Destatis einen Rückgang im Jahresvergleich um 3,7 %. Im Oktober hatte das Minus noch bei 2,1 % gelegen. Insgesamt schwächte sich der Preisauftrieb bei Waren auf Jahressicht noch einmal von 0,4 % im Oktober auf 0,1 % im November ab, während sich jener bei Dienstleistungen minimal verstärkte – von zuvor 1,7 % auf jetzt 1,8 %.Positiv dürften die Euro-Hüter aber werten, dass die deutschen Inflationszahlen Signale für eine leichte Stärkung der sogenannten Kerninflation ohne Energie und Lebensmittel senden. Dieser zugrundeliegende Preisdruck steht derzeit in der EZB besonders im Fokus, weil er als besserer Gradmesser für die generelle Inflationsentwicklung gilt.Ähnlich wie in Deutschland beschleunigte sich im November auch in Spanien der Preisauftrieb. Gemäß HVPI lagen die Lebenshaltungskosten um 0,5 % höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt INE gestern in Madrid mitteilte. Analysten hatten damit gerechnet. Im Vormonat hatte die Teuerung noch 0,2 % betragen. Am heutigen Freitag gibt es nun eine erste Schätzung für den Euroraum als Ganzes. Ähnlich wie bei der Gesamtrate gehen Experten auch für die Kernrate von einem leichten Anstieg von 1,1 % auf 1,2 % aus.