Deutsche Inflationsrate bei null

Verbraucherpreise ziehen im Mai gegenüber April wieder etwas an - EZB steigert Aufkaufvolumen

Deutsche Inflationsrate bei null

Die Verbraucherpreise in Deutschland haben im Mai ihre Talfahrt unterbrochen. Binnen Jahresfrist haben sie stagniert. Die Deflationssorgen bei den EZB-Verantwortlichen dürften sich damit aber wohl nur wenig verringert haben, vermuten Beobachter. Sie erwarten von der nächsten EZB-Zinssitzung am Donnerstag dennoch keine Senkung des Leitzinses.ks Frankfurt – Die jährliche deutsche Teuerungsrate in der für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) relevanten Abgrenzung des Warenkorbs hat sich im Mai auf vorläufige 0,0 %, nach minus 0,3 % im April, belaufen. Dies teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Gegenüber April zogen die Verbraucherpreise um 0,4 % an. Die Prognosen der Volkswirte wurden damit ein klein wenig übertroffen. Diese hatten im Schnitt mit einer Jahresrate von minus 0,1 % und einer Monatsrate von plus 0,3 % gerechnet.Der nach nationaler Definition ermittelte Verbraucherpreisindex stieg im Mai binnen Jahresfrist um 0,1 %, nach einem Rückgang um 0,1 % im April. Ursache für das leichte Wiederanziehen der Preise war Destatis zufolge zum einen, dass die Energiepreise im Mai nicht mehr ganz so steil abstürzten wie im April (minus 7,9 % nach minus 8,5 %). Zum anderen verteuerten sich im Berichtsmonat Dienstleistungen mit plus 1,2 % stärker als im April mit plus 0,8 %.Für die Eurozone könnte dies bedeuten, dass deren Inflationsrate im Mai ebenfalls bei null liegt, nach minus 0,2 % im April. Denn nicht nur in der größten Volkswirt der Eurozone, sondern auch in der Nummer 4, Spanien, ließ der Preisverfall etwas nach. Das Preisniveau unterschritt im Mai den Vorjahresstand um 1,1 %, wie das spanische Statistikamt INE mitteilte. Im April hatte der Abstand minus 1,2 % betragen. Eine Schätzung zur Euroland-Teuerungsrate im Mai will Eurostat am heutigen Dienstag bekannt geben.Der EZB dürfte aber auch mit dem vermutlich etwas geringeren Preisverfall die Angst vor einer gefährlichen Spirale aus sinkenden Preisen auf breiter Front und negativen Folgen für die Wirtschaft kaum genommen sein. Mittelfristig strebt sie eine Teuerungsrate auf der Verbraucherebene von knapp unter 2 % an.Die Zentralbank will mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen eine Deflation im Euroraum unbedingt vermeiden. So setzte sie im März ihren Leitzins erstmals auf null. Das billige Geld soll die Nachfrage stimulieren und die Preise anschieben. Mit dem seit April auf monatliche 80 Mrd. Euro aufgestockten großen Anleihenkaufprogramm (Quantitative Easing, QE) will die Notenbank zudem die Kreditvergabe ankurbeln und so das Wirtschaftswachstum anschieben.Das Tempo bei diesen umstrittenen QE-Anleihenkäufen hat die EZB zuletzt etwas erhöht. In der Woche bis zum 27. Mai nahmen die Euro-Wächter Staatspapiere im Umfang von 19,3 Mrd. Euro in ihre Bücher, wie die Notenbank am Montag laut Reuters mitteilte. In der Woche zuvor waren es 16,92 Mrd. Euro gewesen. Damit erwarben die Währungshüter bislang Titel der Euro-Länder im Volumen von 799,43 Mrd. Euro.Am Donnerstag wird die EZB auf ihrer Ratssitzung in Wien neue Projektionen zu Wirtschaftswachstum und Inflation vorlegen. Eine neuerliche Verringerung des Leitzinses erwarten Analysten dabei aber nicht, auch wenn etwa die Volkswirte der Commerzbank oder der VP Bank davon ausgehen, dass in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres insbesondere die Energiepreise die Inflationsrate nach oben schieben dürften.