Deutsche Lohnstückkosten steigen

DZ-Bank-Studie sieht Vorsprung in Gefahr

Deutsche Lohnstückkosten steigen

arp Frankfurt – Deutscher Fleiß und Gründlichkeit: Diese Tugend schleift sich offenbar ab, zumindest wenn man die Lohnstückkosten betrachtet. Zwar hat Deutschland gegenüber vielen Ländern immer noch einen Vorsprung, aber er wird immer kleiner. So die Erkenntnisse einer Studie der DZ-Bank.Deutschland war gemessen an den Lohnstückkosten viele Jahre anderen Industrieländern gegenüber im Vorteil. DZ-Bank-Analyst Christoph Swonke sieht dafür einen Grund in der schwachen Lohnentwicklung hierzulande zwischen 2000 und 2009. Seitdem sind die Lohnkosten in Deutschland aber stark angestiegen, auch stärker als in anderen Industrieländern. Laut dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ergibt sich für 2019 ein durchschnittliches Plus von 3,2 % – so stark fiel die Steigerung seit der Jahrtausendwende nicht aus (vgl. BZ vom 2. August).Auch in der Arbeitsproduktivität holen andere Länder auf. “Mit Ausnahme Italiens, das seit dem Jahr 2000 eine ausgesprochen schwache Produktivität aufweist, war die Entwicklung in Deutschland im Vergleich zu Frankreich und den Niederlanden unauffällig und verlief in etwa ähnlich”, heißt es in der Studie. Auch die Arbeitsproduktivität in Spanien habe sich dem europäischen Durchschnitt angenähert. Im außereuropäischen Vergleich musste Deutschland sogar Federn lassen. Im Vergleich mit den USA und Asien ist die Arbeitsproduktivität in Deutschland wie auch in der gesamten Eurozone deutlich langsamer angestiegen. Derweil beläuft sich laut der Studie das Produktivitätswachstum in Korea auf fast 60 %, in den USA immerhin noch 25 %. Auch die japanische Volkswirtschaft verzeichnete über den gesamten Zeitraum ein leicht höheres Produktivitätswachstum als hierzulande, fiel zuletzt aber etwas zurück. ArbeitsproduktivitätStudienautor Swonke moniert, dass es in Deutschland kaum Bestrebungen für eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität gebe. Möglichkeiten dafür sieht er durchaus. Neben einer besseren Qualifizierung von Arbeitskräften schlägt die Studie auch Investitionen in die Automatisierung und eine Förderung des technischen Fortschritts vor. Swonke warnt, dass Deutschland in diesen Feldern ins Hintertreffen zu geraten droht.Denn die DZ-Bank-Studie kritisiert, dass seitens der Politik zuletzt kaum Anreize für ein freundliches Investitionsumfeld gesetzt werden. Dies betreffe auch die Besteuerung von Unternehmen, bei der Deutschland im internationalen Vergleich einen der Spitzenplätze einnimmt (vgl. BZ vom 22. Mai). So fordert Swonke eine stärkere Förderung von Forschung und Entwicklung. Hier ist der Studie nach die steuerliche Absetzbarkeit von Forschungsausgaben ein “Schritt in die richtige Richtung”. Aber auch bei Infrastrukturinvestitionen hinke Deutschland hinterher. Auf der Ausgabenseite werden kaum die richtigen Schwerpunkte gesetzt, lautet die Kritik. Bei Energie, Internetausbau, Verkehr und Bildung hätten sich Investitionsstaus gebildet. Derweil machen im Haushaltsplan der Bundesregierung bis 2023 die Sozialausgaben 52,7 % des Gesamtbudgets aus.”Ein Zurückfallen bei den Lohnstückkosten kann sich aber das exportabhängige Deutschland auf Dauer nicht leisten”, heißt es in der Studie. – Wertberichtigt Seite 6