Deutsche Verbraucher verlieren an Gelassenheit

GfK-Konsumklima sinkt dritten Monat in Folge - Konjunkturerwartungen wieder auf Talfahrt

Deutsche Verbraucher verlieren an Gelassenheit

ba Frankfurt – Die deutschen Verbraucher zeigen angesichts des Handelskonflikts und der Brexit-Diskussion zunehmend Nerven – im Juli ist ihre Stimmung auf den tiefsten Stand seit April 2017 gefallen. Für August prognostiziert die GfK einen Rückgang ihres Konsumbarometers um 0,1 auf 9,7 Punkte – dies ist das dritte Minus in Folge (siehe Grafik). Ökonomen hatten dies so erwartet.Noch aber trotze die Konsumneigung dem zuletzt gestiegenen Konjunkturpessimismus und die Binnennachfrage bleibe in diesem Jahr eine wichtige Stütze der hiesigen Wirtschaft, erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl zum Ergebnis der monatlichen Verbraucherumfrage. Dass der private Verbrauch in Schwung bleibt, ist umso wichtiger, als die Schwächephase des verarbeitenden Gewerbes – das für etwa ein Viertel der deutschen Wirtschaftsleistung steht – kein Ende findet. Zuletzt sind die Unternehmensstimmung, gemessen am Ifo-Geschäftsklimaindex, aber auch die ZEW-Konjunkturerwartungen und der Sentix-Konjunkturindex weiter gesunken.Laut den Nürnberger Marktforschern ergab sich für Juli “ein im Großen und Ganzen weniger optimistisches Bild”. Während die Einkommenserwartung einen Teil ihrer starken Vormonatsverluste wieder kompensieren konnte, gab es Rückgänge bei Konjunkturerwartung und Anschaffungsneigung.Die Sorgen der Verbraucher um die weitere konjunkturelle Entwicklung haben nach dem kleinen Anstieg im Juni wieder zugenommen – der entsprechende Indikator rutschte um 6,1 auf -3,7 Punkte und damit nicht nur zum ersten Mal seit März 2016 unter den langjährigen Durchschnittswert von 0 Zählern, sondern auch auf den tiefsten Stand seit November 2015. Beschäftigte in den stark exportorientierten Branchen – etwa der Automobilindustrie und deren Zulieferbetrieben – verspürten die Rezessionsängste am stärksten, sagte Bürkl. Hinzu komme, dass Meldungen über Personalabbau die Angst vor Jobverlust steigen ließen. Weniger offene StellenDass sich die Lage am Arbeitsmarkt mittlerweile nicht mehr so rosig präsentiert, zeigt sich auch am aktuellen Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA), dem BA-X. Dieser ist im Juli um 4 auf 243 Punkte gefallen und liegt damit wieder auf dem Stand von September 2017. “Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern befindet sich damit auf hohem Niveau, wird aber merklich schwächer”, teilte die BA mit. Die Entwicklung in den Branchen bleibt uneinheitlich – in den konjunkturabhängigen Wirtschaftsbereichen wie der Verkehrs- und Logistikbranche, dem verarbeitenden Gewerbe, dem Handel oder der Zeitarbeitsbranche wurden weniger offene Stellen als im Vorjahr gemeldet. In den konjunkturunabhängigen Bereichen wie der öffentlichen Verwaltung, oder dem Gesundheits- und Sozialwesen hingegen steigt die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern weiter. Am heutigen Mittwoch legt die BA die Arbeitsmarktdaten für Juli vor – Ökonomen erwarten einen saisonbereinigten Anstieg um 5 000 Arbeitslose.Auch wenn der Job-Boom der vergangenen Jahre langsam ende, die Erwerbstätigkeit kaum noch steige und die Arbeitslosigkeit kaum noch sinke, gehen die rund 2 000 von der GfK Befragten Verbraucher laut Bürkl aber weiter von einem spürbaren Einkommenszuwachs aus. Dementsprechend ist das Barometer der Einkommenserwartungen um 5,3 auf 50,8 Punkte gestiegen. Die Angst vor dem Jobverlust lastet auch auf der Anschaffungsneigung – mit 46,3 Punkten, das sind 7,4 weniger als im Juni, liege sie aber weiter auf einem “überaus guten Niveau”, so Bürkl. Die Konsumlaune bleibe trotz des Dämpfers noch intakt.