Deutsche Wirtschaft legt kräftig zu

Bruttoinlandsprodukt wächst 2015 um 1,7 Prozent - Deutschland glänzt als Haushaltsprimus

Deutsche Wirtschaft legt kräftig zu

Getragen vom starken Konsum ist das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im Vorjahr um 1,7 % gestiegen. Der Staat erzielte einen Finanzierungsüberschuss von 0,5 % vom BIP.ge Berlin – Der flotte Privatkonsum sorgte 2015 erneut für ein solides Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP), das nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamts (Destatis) preisbereinigt um 1,7 % zulegte. “Wichtigster Motor war der Konsum”, betonte Destatis-Präsident Dieter Sarreither. Die privaten Konsumausgaben stiegen demnach um 1,9 %, die staatlichen um 2,8 %, wobei in dieser Zahl die steigenden Unterstützungszahlungen für Flüchtlinge enthalten sind. Nach ersten Schätzungen hat sich das Wachstum auch zum Jahresende fortgesetzt.Nach den bislang vorhandenen Zahlen geht Destatis ungefähr von einem Viertelprozent Wachstum im Vergleich zum Vorquartal aus. Einen konkreten Ausblick auf das neue Jahr 2016 wollte Sarreither nicht wagen. Er zitierte aber Prognosen von Volkswirten, die ein BIP-Wachstum in der Spanne von 1,4 bis 2,2 % erwarten, und sagte, diese Prognosen seien mit den Daten der Statistiker “kompatibel”. Keine InvestitionslückeBund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen zusammen haben 2015 – im zweiten Jahr in Folge – einen Überschuss erwirtschaftet, diesmal von 16,4 Mrd. Euro oder 0,5 % vom BIP, nach 0,3 % zuvor. Das größte Plus weist dabei der Bund mit gut 12 Mrd. Euro aus, während Kommunen und Sozialversicherungen jeweils 2 Mrd. mehr einnahmen, als sie ausgaben. Die 16 Bundesländer schlossen dagegen bei einem addierten Minus von 60 Mill. Euro mit einer “roten Null” ab. Die gute Konjunktur mit der Rekordzahl von gut 43 Millionen Erwerbstätigen (plus 0,8 %) stützte aber nicht nur die Sozialversicherungen, sondern sorgte auch dafür, dass die staatlichen Einnahmen mit 3,6 % stärker stiegen als die Ausgaben mit 3,0 %. Mit dem erneuten Plus habe Deutschland ein “Alleinstellungsmerkmal” in Europa, urteilt Sarreither. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), nahm diese Zahlen zum Anlass, um die “überfällige” Investitionsoffensive für die öffentliche Infrastruktur anzumahnen.Die hohe Beschäftigung führte dazu, dass die Arbeitnehmerentgelte 2015 um 3,9 % stiegen. Noch stärker legten die Unternehmens- und Vermögenseinkommen mit 4,6 % zu. Da die Arbeitsproduktivität in der gleichen Zeit nur um 0,5 % höher lag als im Turnus zuvor, stiegen die Lohnstückkosten wie 2014 um 1,7 %. Wie die Statistiker weiter errechneten, wuchs die Wirtschaftsleistung des produzierenden Gewerbes spürbar um 2,2 %. Lediglich die Finanz- und Versicherungsdienstleister sowie der Bau lagen mit preisbereinigt 1 % bzw. 0,2 % im Minus. Den Preisanstieg beziffert Destatis auf 0,3 %. Den Rückgang bei den Bruttoinvestitionen von 0,5 % führt Norbert Räth, Leiter Inlandsprodukt, ganz überwiegend auf den Abbau von Vorratsbeständen zurück. Die befürchtete Investitionslücke kann er dagegen nicht erkennen, auch wenn der Bau aktuell “schwach” sei. Bei den Ausrüstungsinvestitionen gebe es dagegen “keine kritische Entwicklung”.—– Wertberichtigt Seite 8