Deutsche Wirtschaft verliert Schwung
Die vielfach als ausgesprochen “robust” gerühmte deutsche Konjunktur scheint nun doch erste Schwächen zu zeigen. Nach dem Auftragseingang am vergangenen Freitag muss sie nun auch Rückschläge bei der Produktion und beim Außen- handel hinnehmen. Nur die von Sentix befragten Finanz- akteure zeigen sich davon noch unbeeindruckt.lz Frankfurt – Die bremsenden Effekte der Eurokrise – sei es direkt durch den Wegfall von Nachfrage oder indirekt durch vorsichtigeres Taktieren bei Investitionsentscheidungen – bekommt nun immer deutlicher auch die deutsche Wirtschaft zu spüren. Sowohl im Außenhandel wie auch bei der Industrieproduktion haben die Unternehmen im Mai einen Rückschlag hinnehmen müssen.Wie das Bundeswirtschaftsministerium berichtet, haben die deutschen Unternehmen ihre Produktion im Mai um gut 1 % gedrosselt – so deutlich wie seit Oktober nicht mehr. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten im Mittel nur mit einem Rückgang um 0,5 % gerechnet. Die Erzeugung nahm im Bauhauptgewerbe um 2,6 % sowie in der Industrie um 0,7 % ab. Die Hersteller von Vorleistungsgütern konnten ihre Produktion um 1,0 % ausweiten, die von Investitionsgütern ging um 2,3 % zurück.Und auch die Exporteure mussten nach einem robusten Start ins zweite Quartal einen Rücksetzer hinnehmen. Die Ausfuhren sanken um 2,4 % zum Vormonat. Das ist der größte Monatsrückgang seit Dezember 2011 ( – 2,9 %). Im Jahresvergleich gab es mit – 4,8 % den stärksten Einbruch der Exporte seit Dezember 2012 ( – 6,9 %). Die anhaltende Verunsicherung auf den Weltmärkten schlage sich im deutschen Außenhandel nieder, erklärte der Bundesverband Groß- und Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Der Verband hält trotzdem am Ziel von 3 % Wachstum für 2013 fest. “Wir werden die Prognose zurzeit nicht ändern, weil im zweiten Halbjahr noch viel möglich ist”, sagte BGA-Konjunkturexperte Gregor Wolf. Zumal sich die Investoren im Hinblick auf die deutsche Wirtschaft noch überraschend zuversichtlich zeigen. Der Sentix-Konjunkturindex für die Eurozone fiel im Juli um einen Punkt auf – 12,6 Zähler, doch die Indizes für Deutschland, die USA und Japan sind weiter deutlich gestiegen. Die Erwartungen, so Sentix-Analyst Sebastian Wanke, würden sich wieder “nach oben orientieren”. Er rechnet deshalb auch mit positiven Signalen anderer Signalgeber wie dem ZEW-Konjunkturindex und dem Ifo-Klima. Für Sentix wurden in diesem Monat 925 Investoren befragt, davon 226 Institutionelle.Was die Bewertung der Konjunkturdaten angeht, so zeigten sich Ökonomen inzwischen deutlich weniger optimistisch hinsichtlich der weiteren Entwicklung in Deutschland. Ralph Solveen von der Commerzbank geht davon aus, dass sich die anfängliche Dynamik zum Quartalsbeginn “kaum fortsetzen” werde. Solange die Investitionszurückhaltung der Unternehmen nicht überwunden werde, sei “ein kräftiger Aufschwung kaum möglich”. Andreas Scheuerle von der DekaBank verweist auch auf die hemmende Wirkung der Investitionszurückhaltung und hofft zudem auf “statistische Nachbuchungen”. Und Patrick Legland sowie Daniel Fermon von der Société Générale stimmen bereits den Abgesang auf Deutschland an und fragen, ob das “deutsche Wunder jetzt zu Ende geht?”