Deutscher Arbeitsmarkt erweist sich als stabil

Politische Krisen zeitigen noch keine negative Wirkung - Arbeitslosenquote in Euroland auf Zweijahrestief

Deutscher Arbeitsmarkt erweist sich als stabil

ks Frankfurt – Der deutsche Arbeitsmarkt widersteht bislang den von den geopolitischen Spannungen eingetrübten Konjunkturaussichten. Im Juli verringerte sich binnen Monatsfrist sogar die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl um 12 000, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten nur mit einem knapp halb so großen Rückgang gerechnet.In den beiden Vormonaten war die Zahl gestiegen, da die Frühjahrsbelebung durch den geringen Aufbau von Arbeitslosigkeit im milden Winter geringer ausgefallen war als in den Vorjahren. “Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Juli verdeutlicht aber, dass dieser Effekt nun ausgelaufen ist und sich der generelle Aufwärtstrend fortsetzt”, erklärte Stefan Kipar von der BayernLB. Dafür spreche auch der weitere Stellenaufbau auf ein neues Rekordhoch.Die Zahl der Beschäftigten mit einem Arbeitsplatz im Inland nahm laut der aktuellen Erhebung des Statistischen Bundesamts im Juni gegenüber Mai saisonbereinigt um 16 000 zu, nach plus 21 000 im Mai. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg laut vorläufiger BA-Hochrechnung im Mai um 20 000 Personen, nach plus 36 000 im April.Die BA verzeichnet bisher keine Auswirkungen der Ukraine-Krise auf den Arbeitsmarkt. “Da gibt es bislang noch keine Vorzeichen, dass sich etwas bemerkbar macht”, sagte Behördenchef Frank-Jürgen Weise laut dpa-afx bei der Vorstellung der jüngsten Arbeitsmarktdaten in Nürnberg. Der deutsche Arbeitsmarkt steht nach seinen Worten “insgesamt stabil da”. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles teilte dazu in Berlin Reuters zufolge mit, die gute Binnenkonjunktur fange diese Unsicherheiten auf.Unbereinigt waren im Juli in Deutschland knapp 2,9 Millionen Menschen auf der Suche nach einem Arbeitsplatz. Das waren gut 40 000 weniger als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote verringerte sich von 6,8 % auf 6,6 %.Für die kommenden Monate zeichne sich auf dem Arbeitsmarkt bisher zwar keine Verbesserung ab, sagte Weise weiter und ergänzte: “aber auch keine Verschlechterung”. Sollten allerdings die Sanktionen gegen Russland weiter verschärft werden, könnte das einen Einfluss auf den Arbeitsmarkt haben, befürchtet er. Viele offene StellenWeise begründete seine relative Zuversicht mit der halben Million offener Stellen in Deutschland. Dadurch werde die Situation trotz der Ukraine-Krise ausbalanciert. So waren im Juli bei der BA 502 000 offene Stellen registriert, 33 000 mehr als ein Jahr zuvor. Unter Ausschluss jahreszeitlich bedingter Schwankungen nahm ihre Zahl gegenüber dem Vormonat hingegen geringfügig ab.Eine weitere leichte Entspannung zeigt sich zudem auf dem Arbeitsmarkt der Eurozone als Ganzes. Im Euroraum lag die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Juni bei 11,5 %, wie das EU-Statistikamt Eurostat bekanntgab. Dies ist die niedrigste Quote seit September 2012. Im Mai 2014 hatte sie bei 11,6 % gelegen und im Juni des vergangenen Jahres bei 12,0 %.Die höchsten Rückgänge im Vergleich zum Vorjahresmonat meldete für Juni Portugal (von 16,6 % auf 14,1 %). Verbesserungen zeigten sich auch in Irland (von 13,6 % auf 11,8 %) und Spanien (von 26,2 % auf 24,5 %). In Österreich hat sich bei einem Anstieg von 4,7 % auf 5,0 % das Bild etwas verschlechtert. Die Alpenrepublik weist damit aber noch immer die niedrigste Arbeitslosenquote im Euroraum auf, vor Deutschland mit EU-harmonisiert 5,1 %.In der mit Konjunkturflaute und hohem Staatsdefizit belasteten zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone, Frankreich, verringerte sich die Arbeitslosenquote zwar im Vorjahresvergleich von 10,3 % auf 10,2 %. Sie liegt damit aber 1 Zehntelpunkt über dem Wert von Mai. Im rezessionsgeplagten Schuldenstaat Italien ergab sich am aktuellen Rand hingegen eine Verbesserung. Die Juni-Arbeitslosenquote von 12,3 % vergleicht sich zwar mit einem Vorjahreswert von 12,2 %, liegt aber um 0,3 Punkte unter dem Mai-Niveau.