Deutscher Aufschwung gerät ins Wanken

Exporte und Produktion schrumpfen - Commerzbank: Schwäche wird bis Jahresende anhalten

Deutscher Aufschwung gerät ins Wanken

jw/arp Frankfurt – Die deutsche Wirtschaft ist unerwartet schwach in das Frühjahr gestartet. Nach den überraschend eingebrochenen Auftragseingängen in der Industrie sind am Freitag auch die Produktion und die Exporte anders als prognostiziert zurückgegangen. Die Ausfuhren fielen im April um 0,3 % zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im März waren sie noch um 1,8 % gestiegen. Die Produktion gab noch deutlicher nach: Industrie, Bau und Versorger stellten zusammen 1,0 % weniger her als im Vormonat, nachdem es im März um 1,7 % nach oben gegangen war. Besonders die schlechten Produktionszahlen erwischten die Analysten auf dem falschen Fuß: Sie hatten im Schnitt mit einem Plus von 0,3 % gerechnet. Das Bundeswirtschaftsministerium sowie mehrere Ökonomen sprechen von einem “schwachen Start ins zweite Quartal”. Zwar verfügt die Industrie weiter über einen sehr hohen Auftragsbestand. Auch die Importe wuchsen im April um 2,2 % und damit so kräftig wie seit Anfang 2017 nicht mehr, was eine kräftige Binnennachfrage signalisiert. Zuvor waren jedoch bereits die Neuaufträge den vierten Monat in Folge geschrumpft – die längste Flaute seit der Finanzkrise 2008. “Die Industriekonjunktur wird daher vermutlich zunächst etwas ruhiger verlaufen”, erwartet das Bundeswirtschaftsministerium. Auch die ING warnt vor Beschränkungen auf der Angebotsseite, welche die Wachstumsaussichten Deutschlands schwächen könnten. Die Ökonomen rufen zu mehr Investitionen auf, um die Produktionskapazität zu erhöhen. Eine nachhaltige Wachstumsschwäche zeichnet sich den Analysten zufolge bislang nicht ab. Sie rechnen jedoch für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal nur mit einer leichten Zunahme. Schon zu Jahresbeginn hatte sich das Wachstum auf 0,3 % halbiert.Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer spricht indes nicht nur von einer Delle, sondern von einem “Zwischenabschwung”, der bereits im ersten Quartal begonnen habe und bis Jahresende anhalten werde. Eine solche Phase des geringeren Wachstums in Deutschland habe in der Vergangenheit durchschnittlich zwölf Monate gedauert, so Krämer. Das zweite Quartal werde keine Besserung bringen. Nach den schwachen Produktionsdaten im April bestehe die Gefahr eines Rückgangs im zweiten Quartal. Noch geht die Commerzbank im laufenden Jahr von einem Plus des BIP von 2 % aus. Dabei überwögen aber die Abwärtsrisiken. Für 2019 rechnet Krämer dann mit einem Wachstum von 1,6 %. —– Berichte Seite 5