Deutscher Einzelhandel mit Rekordeinnahmen

Höchster Umsatz seit mehr als 30 Jahren

Deutscher Einzelhandel mit Rekordeinnahmen

Reuters Berlin – Beschäftigungsboom, steigende Reallöhne und das brummende Online-Geschäft haben dem deutschen Einzelhandel 2017 ein Rekordjahr beschert. Der Umsatz wuchs zwischen 4,5 und 4,9 % im Vergleich zu 2016, wie das Statistische Bundesamt in einer Schätzung auf Basis von Daten für die ersten elf Monate mitteilte. “Das ist der kräftigste Zuwachs seit Beginn dieser Erhebung 1994″, hieß es. Experten rechnen angesichts guter Rahmenbedingungen damit, dass der Einzelhandel 2018 bereits das neunte Jahr in Folge wächst. Allerdings profitieren längst nicht alle Geschäfte vom Aufwärtstrend: In den kommenden Jahren dürften erneut viele Läden verschwinden.”Die gute Arbeitsmarktentwicklung mit dem kräftigen Beschäftigungswachstum hat zu Einkommenszuwächsen geführt, die zum größten Teil in die Konsumausgaben geflossen sind”, erklärte DZ Bank-Ökonom Michael Holstein den Höhenflug des Einzelhandels. So stieg die Zahl der Erwerbstätigen im vergangenen Jahr um 638 000 auf den Höchstwert von 44,3 Millionen, während die der Arbeitslosen so niedrig ist wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. “Die Angst vor einem Jobverlust sinkt dadurch”, sagte Experte Rolf Bürkl von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). “Das sorgt für Planungssicherheit bei den Verbrauchern, die deshalb eher bereit sind zu größeren Ausgaben.” Durch die starke Zuwanderung leben derzeit mit rund 83 Millionen so viele Menschen und damit auch Konsumenten in Deutschland wie noch nie. Außerdem stiegen die Tarifverdienste 2017 mit 2,3 % erneut schneller als die Preise, was die Kaufkraft vieler Verbraucher stärkt. “Hinzu kommen die extrem niedrigen Zinsen, die das Sparen unattraktiv machen”, sagte Bürkl. Er sagt dem Einzelhandel auch für dieses Jahr gute Geschäfte voraus. “Die Rahmenbedingungen bleiben gut und verbessern sich sogar”, begründete er. “Die Signale bleiben deshalb auf Grün.” Dem Ifo-Institut zufolge dürfte die Zahl der Beschäftigten in diesem Jahr um eine halbe Million steigen.Allerdings geht es längst nicht allen Einzelhändlern gut. Nach Prognose des Branchenverbandes HDE könnten in den fünf Jahren bis 2020 bundesweit bis zu 50 000 Läden verloren gehen. Ein Grund dafür sei die demografische Entwicklung in einigen Regionen.