"Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit"

Groß- und Außenhandel fühlt sich unter Druck - Schwache Wachstumserwartung für 2013

"Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit"

wf/ks Berlin/Frankfurt – Die deutschen Groß- und Außenhändler schlagen unter dem wachsenden Konkurrenzdruck Alarm. Deutschland verliert dem Branchenverband BGA zufolge an Wettbewerbsfähigkeit. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sagt erst für 2014 wieder ein ordentliches Wachstumsplus voraus. Nach den neuesten Zahlen für die Industrieproduktion dürfte das vierte Quartal 2012 sehr schwach ausgefallen sein.”Die Standortfrage kehrt zurück”, sagte BGA-Präsident Anton Börner laut Nachrichtenagentur Reuters vor der Presse in Berlin. “Wichtige Indikatoren wie Arbeitskosten und Energiekosten zeigen, dass Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit verliert”, fuhr Börner mit Blick auf aufholende Südeuropäer, erstarkende Chinesen und ein Comeback der USA fort. Im Großhandel sehe sich schon jetzt fast jedes zehnte Unternehmen von einer “verbesserten Wettbewerbsposition der Konkurrenten” bedrängt. Deutschland fällt zurückWährend die Krisenländer in Südeuropa ihre Leistungsfähigkeit durch harte Reformen stärkten, drohe Deutschland bei weiterer Untätigkeit zurückzufallen. 2011 stiegen die Arbeitskosten nach EU-Angaben erstmals seit der Jahrtausendwende schneller als im EU-Durchschnitt. Nach Prognose des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts war dies auch 2012 der Fall und werde sich in diesem Jahr fortsetzen.Auch in Übersee erwachse Exportvizeweltmeister Deutschland immer stärkere Konkurrenz, sagte Börner. China entwickle sich vom billigen Massenproduzenten zum Qualitätsanbieter. In den USA dürften in vielen Branchen neue Konkurrenten entstehen – vor allem für energieintensive Produktion. US-Unternehmen könnten Energie um 70 % billiger einkaufen. Die USA werde in wenigen Jahren durch die umstrittene Schiefergasförderung zum Energieexporteur aufsteigen, erwartet der BGA. Viele deutsche Unternehmen dürften zudem eine Produktionsverlagerung durchspielen, weil in den USA kein Fachkräftemangel drohe.Um den Standort Deutschland zu stärken, müsse Bürokratie abgebaut werden. “Deutschland ist zunehmend überreguliert”, klagte Börner. Die Bundesregierung müsse zudem auf Steuererhöhungen und neue soziale Leistungen verzichten, den Staatshaushalt sanieren und den Anstieg der Energiepreise durch mehr Wettbewerb stoppen.Nach Einschätzung des DIW bleibt das Wachstum hierzulande 2013 schwach und kommt erst 2014 wieder in Schwung. Wegen der starken Binnennachfrage halten die DIW-Konjunkturforscher im nächsten Jahr ein Plus von mehr als 2 % für möglich, nach 0,9 % in diesem Jahr. Vor allem die gute Arbeitsmarktlage dürfte den privaten Konsum beflügeln. “Die wirtschaftliche Entwicklung ist in Deutschland noch immer erheblich kräftiger als im Rest der Währungsunion, obwohl die derzeit schwache Nachfrage aus Nachbarländern wie Frankreich und den Niederlanden die deutsche Wirtschaft belastet”, sagte DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner laut Reuters.Größter Hemmschuh sei die andauernde Krise und Rezession im Euroraum, welche die Unternehmen zu spüren bekämen. Die Lage am Arbeitsmarkt sollte sich in der zweiten Jahreshälfte bessern. Für 2014 rechnen die Experten sogar mit einer rekordniedrigen Arbeitslosigkeit. Die öffentlichen Haushalte dürften die Konjunkturflaute ohne größere Belastungen überstehen. Die DIW-Forscher rechnen für 2013 mit einem ausgeglichenen Finanzierungssaldo und für 2014 mit einem Überschuss von 0,5 %. Allerdings geht der Überschuss im kommenden Jahr strukturell sogar zurück. Damit bleibe wenig Puffer für die Risiken, die auf die deutsche Wirtschaft zukämen. Mageres Output-PlusDie Prognosen stehen vor dem Hintergrund einer Wachstumsdelle in Deutschland, die sich trotz sich bereits wieder aufhellender Stimmungsindikatoren zum Ende des vergangenen Jahres hin in den harten Wirtschaftsdaten zeigte. Hatten bereits Auftragseingang der Industrie und Exportzahlen für November enttäuscht (vgl. BZ vom 9. Januar), konnten auch die Daten zur Industrieproduktion für denselben Monat das Bild nicht wesentlich verbessern.Saison- und kalenderbereinigt legte der Ausstoß der gewerblichen Wirtschaft gegenüber Oktober zwar leicht um 0,2 % zu, wie die langen Datenreihen der Bundesbank zeigen. Damit wurde aber die Prognose der Volkswirte von plus 1,0 % klar verfehlt. Und auch der Rückgang vom Oktober um nach oben revidierte – 2,0 % wurde damit nicht wettgemacht. Ursprünglich war ein noch größerer Einbruch um 2,6 % gemeldet worden.Im Schnitt liegt das vierte Quartal 2012 bisher damit um knapp 3 % unter dem Mittel der Vorperiode. Ökonomen sehen sich durch die Produktionsdaten von November in ihrer Erwartung bestärkt, dass das vierte Quartal für die deutsche Volkswirtschaft schlecht gelaufen sei und einen Rückgang der gesamten Wirtschaftsleistung bringen dürfte, der bei etwa einem Viertelprozent angesiedelt wird.Das Bundeswirtschaftsministerium geht davon aus, dass der Output des produzierenden Gewerbes im vierten Quartal, trotz der Stabilisierung im November, insgesamt voraussichtlich hinter dem Niveau des dritten Quartals zurückbleiben wird. Die Entwicklung der Auftragseingänge und die leichte Aufhellung von Stimmungsindikatoren sprächen allerdings für “etwas günstigere Produktionsperspektiven im neuen Jahr”, zeigt sich des Ministerium überzeugt.Im November legte vor allem die Bauleistung zu. Sie übertraf das Oktober-Niveau um 1,0 %. Auf der anderen Seite fiel die Energiegewinnung um 3,3 % zurück. Das verarbeitende Gewerbe, das im Oktober seinen Ausstoß um 2,0 % gedrosselt hatte, erhöhte die Erzeugung im Berichtsmonat um 0,4 %. Das Plus rührte in erster Linie von der Investitionsgüterfertigung, die um 1,4 % nach oben ging. An Vorleistungsgütern, die in der weiteren Produktion Verwendung finden, wurde um 0,2 % mehr hergestellt. Bei Verbrauchsgütern wurde die Ausbringung dagegen um 2,2 % verringert.—– Wertberichtigt Seite 8