Corona

Deutschland verpasst Zwischenziel beim Impfen

Deutschland und viele andere Länder haben das von der EU-Kommission ausgegebene Impfziel für Menschen über 80 Jahre nach jüngsten Daten verfehlt.

Deutschland verpasst Zwischenziel beim Impfen

BZ Frankfurt

Deutschland und viele andere Länder haben das von der EU-Kommission ausgegebene Impfziel für Menschen über 80 Jahre nach jüngsten Daten verfehlt. Ziel der Brüsseler Behörde war, dass mindestens 80% dieser Altersgruppe bis Ende März gegen das Coronavirus geimpft sind. Gemeldete Daten aus deutschen Bundesländern liegen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts aber deutlich darunter. Auch EU-weit wird diese Quote nach Angaben der Gesundheitsbehörde ECDC bei weitem nicht erreicht. Nach jüngsten ECDC-Daten haben EU-weit knapp 60% der über 80-Jährigen die erste Impfdosis bekommen, vollständig wurde jeder Dritte geimpft. Hierzulande liegt der Anteil der Erstimpfungen in dieser Altersgruppe laut Robert-Koch-Institut (RKI) zwischen 59% in der Region Nordrhein in NRW und 79,5% in Schleswig-Holstein, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete.

Zunehmend für Konfusion sorgt der unterschiedliche Umgang mit dem Vakzin von AstraZeneca. Die meisten Bundesländer wollen den Impfstoff von AstraZeneca derzeit nicht generell für alle Personen ab 60 Jahren freigeben. Baden-Württemberg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Hessen, Thüringen und Schleswig-Holstein kündigten laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters an, dass sie keinen Gebrauch von dieser Option machen wollen, die Bund und Länder beschlossen haben. Die Zahl der älteren Menschen, die noch nicht geimpft seien, sei noch zu groß, hieß es übereinstimmend zur Begründung. Dagegen wollen etwa Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen künftig auch Personen ab 60 impfen lassen, die zu keiner Risikogruppe gehören.

Bund und Länder hatten am Dienstagabend die Impfregeln für den AstraZeneca-Impfstoff geändert, weshalb nun das Impfregime angepasst werden muss. Künftig sollen vor allem Menschen ab 60 Jahren mit dem Produkt des britisch-schwedischen Herstellers geimpft werden. Dagegen soll er für Personen unter 60 Jahren nur noch nach intensiver ärztlicher Beratung genutzt werden. Auslöser der Entscheidung waren weitere Fälle sogenannter Sinusvenenthrombosen.

Derweil nimmt die Diskussion über den russischen Impfstoff Sputnik V in Deutschland und der EU Fahrt auf. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) plädierte dafür, dass Deutschland einen Rahmenvertrag zur Produktion des russischen Impfstoffes Sputnik V schließen soll. „Ich verstehe nicht, dass die Bundesregierung noch nicht einmal einen Rahmenvertrag geklärt hat, um die Produktion von SputnikV innerhalb Deutschlands wenigstens in den vertraglichen Rahmen aufzunehmen“, sagte der Linken-Politiker der „Rheinischen Post“ und dem „General-Anzeiger“. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Dienstagabend mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Russlands Präsident Wladimir Putin über das Thema gesprochen. Österreich will trotz bislang fehlender Zulassung durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA den russischen Impfstoff ordern. „Eine Bestellung von Sputnik kann wahrscheinlich schon nächste Woche erfolgen“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz nach einem Treffen mit dem russischen Botschafter. Die für das erste Quartal in der Europäischen Union erwartete Menge an Corona-Impfstoffen wird nach offiziellen Angaben indes erreicht.