Die Flaute geht 2020 weiter

Prognosen auch im aktuellen Konjunkturtableau gesenkt - Wirtschaftsweise stellen schwarze Null in Frage

Die Flaute geht 2020 weiter

Die Wachstumsschwäche wird sich hierzulande auch im kommenden Jahr fortsetzen. Sinkende Erwartungen an die Ausgaben der privaten Verbraucher und den Staat haben erneut für Abwärtsrevisionen im aktuellen Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung gesorgt.Von Alexandra Baude, FrankfurtDass 2019 für die deutsche Wirtschaft kein gutes Jahr wird, ist spätestens seit Ende des ersten Quartals klar. Dass das kommende Jahr aber ebenfalls schwierig wird, kristallisiert sich erst jetzt so richtig heraus, hatten die Auguren doch noch lange Zeit erwartet, dass der konjunkturelle Dämpfer recht schnell wieder überwunden sein dürfte. So ist es nicht verwunderlich, dass auch im aktuellen Konjunkturtableau, das das Mannheimer ZEW monatlich für die Börsen-Zeitung zusammenstellt, wieder etliche Prognosen gesenkt worden sind.Im Median wird für das laufende Jahr nur mehr ein Wachstum von 0,5 % erwartet nach 0,6 % in der vorherigen Veröffentlichung im September. Für das kommende Jahr wurde die Voraussage ebenfalls um 0,1 Punkte auf 0,7 % nach unten revidiert. Und auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat seine Prognosen heruntergeschraubt – einer Meldung der FAZ zufolge erwarten die sogenannten Wirtschaftsweisen für 2019 ein Plus von 0,5 (März-Prognose: 0,8) % und für 2020 von 0,9 (1,7) % – die Herbstprojektion der Bundesregierung liegt derzeit bei +0,5 % bzw. +1,0 % für die beiden Jahre.Spätestens ab März sei klar gewesen, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) deutlich geringer wachsen würde, erklärt ZEW-Experte Michael Schröder die Diskrepanz zur Prognosen von +1,7 %, wie sie noch vor einem Jahr aufgestellt worden war. Die Abwärtsrevisionen für 2020 setzten dann im September ein, “nachdem klar wurde, wie schlecht sich die Wirtschaftsentwicklung für das laufende Jahr entwickeln würde”, so Schröder.Als Ursache für die leichte Abwärtsrevision der Prognosen für 2020 macht Schröder die “aktuell niedrigere Prognosen für privaten Konsum, Investitionen und die Exporte” aus. Bei der Arbeitslosenquote werde entsprechend für 2020 mit einem Anstieg gegenüber 2019 gerechnet. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2020 soll bei 5,1 % liegen. Mehr Zuversicht für EuroraumInteressant findet der ZEW-Experte, dass die Wachstumsprognose für das Eurogebiet für 2020 im Vergleich zum Vormonat leicht um 0,2 Prozentpunkte auf 1,0 % erhöht wurde. Gestiegen sind vor allem die Vorhersagen für den privaten Konsum und die privaten Investitionen, während sich die Exporteinschätzungen weiter verschlechterten.An den relativ niedrigen Inflationsprognosen für 2020 halten die Auguren fest: Für Deutschland rechnen die Prognostiker mit 1,5 %, für das gesamte Eurogebiet mit 1,2 % und damit weit weniger als das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von nahe, aber unter 2 %. “Eine geldpolitische Wende ist daher alleine auf Basis der vermutlichen Entwicklung der Verbraucherpreise nach wie vor nicht zu motivieren”, erklärt Schröder.Mahnende Worte Richtung EZB finden auch die Wirtschaftsweisen in ihrem Jahresgutachten, das sie heute der Bundesregierung übergeben. “Es wäre besser gewesen, zumindest auf neue Staatsanleihekäufe zu verzichten, da diese Politik erhebliche Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringen könne”, zitiert das “Handelsblatt” aus dem Gutachten der Wirtschaftsweisen, zu denen auch die Bonner Ökonomin Isabel Schnabel gehört, die von Deutschland für das EZB-Direktorium nominiert worden ist.Größter Reibungspunkt wird allerdings sein, dass die Wirtschaftsweisen die schwarze Null in Frage stellen, die CDU/CSU, aber auch Finanzminister Olaf Scholz (SPD) stets verteidigt haben. Ein Festhalten am Haushaltsausgleich berge die Gefahr, in eine problematische Prozyklizität im Abschwung zu münden. Gespalten zeigt sich das Gremium in der Beurteilung der Schuldenbremse – mit Ausnahme von Schnabel und Achim Truger wird diese verteidigt.