Weltklimabericht

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Noch ließe sich der Planet retten, wenn die Politik nur entschieden durchgreife, schreiben die Wissenschaftler des Weltklimarates in ihrem Bericht. Dieser Optimismus ist erstaunlich, wenn man die Entwicklungen der vergangen Jahre betrachtet.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Der Kampf gegen den Klimawandel ist ein Wettlauf gegen die Zeit, den die inter­nationale Staatengemeinschaft dabei ist zu verlieren. Das wird auch der 6. Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) nicht müde zu betonen. Allen Warnungen und Alarmmeldungen zum Trotz bemühen sich die Wissenschaftler aus 66 Ländern aber um ein Mindestmaß an Optimismus: So ticke die Uhr zwar laut und zudem immer schneller. Doch noch sei es nicht zu spät, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Der neue Sachstandsbericht schlägt deutlichere Töne an als vergangene Berichte des Weltklimarats. So wird der Klimawandel als eindeutig vom Menschen gemacht angesehen. Das belegen zahlreiche Studien, die in den vergangenen Jahren veröffentlicht wurden.

Der tonale Unterschied zum Bericht von 2013 dürfte auch den Veränderungen in den zurückliegenden sieben Jahren geschuldet sein: Dem 5. Sachstandsbericht waren mehrere Jahre mit ungewöhnlich ausgeglichenen Wetterlagen vorausgegangen, die Zweifel an den alarmierenden Prognosen zur Erderwärmung genährt hatten. Diese Zweifel dürften nach weltweiter Dürre, mehr Extremwetterlagen mit Tropenstürmen oder Starkregen und der fortschreitenden Eisschmelze vom Tisch sein. Dass für diese Wetterphänomene der Klimawandel verantwortlich ist, stellt der 6. IPCC-Bericht ebenfalls deutlicher heraus als seine Vorgänger.

Noch ließe sich der Planet retten, wenn die Politik nur entschieden durchgreife, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Bericht. Konkrete Handlungsempfehlungen zur CO2-Reduktion sollen 2022 veröffentlicht werden. Dass die Politik endlich aktiv werden muss, mahnen Umwelt- und Klimaschützer jedoch schon seit Jahren. Bislang hat sich außer vielen Zusagen und Versprechungen aber nicht viel getan. Daher bewegt sich die Menschheit derzeit auf eine Erderwärmung von bis zu 3 Grad bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu. Unerträglich wäre das nicht nur für die natürlichen, sondern auch für die finanziellen Ressourcen.

Umso erstaunlicher ist der Optimismus des Weltklimarates. Es wirkt fast so, als mühten sich die Wissenschaftler trotz einer nahezu unbestreitbaren Ausweglosigkeit in einer alarmierenden Situation, den letzten Funken Hoffnung am Glimmen zu halten. Denn erstens stirbt diese zuletzt. Und zweitens: Wer wäre ohne die Aussicht auf Erfolg überhaupt noch bereit zu Verzicht oder dazu, viel Geld in die Hand zu nehmen, um den Niedergang unseres Planeten aufzuhalten?

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