KOMMENTAR

Die nicht so glatte Sieben

Das Jahr 2015 steht nach chinesischem Mondkalender im Tierkreiszeichen des Schafes, es darf ein wenig ruhiger zugehen. Wie nicht anders zu erwarten, hat die chinesische Regierung zum Auftakt des jährlichen Volkskongresses ihr offizielles...

Die nicht so glatte Sieben

Das Jahr 2015 steht nach chinesischem Mondkalender im Tierkreiszeichen des Schafes, es darf ein wenig ruhiger zugehen. Wie nicht anders zu erwarten, hat die chinesische Regierung zum Auftakt des jährlichen Volkskongresses ihr offizielles Wachstumsziel für die Expansion des Bruttoinlandsprodukts (BIP) an die konjunkturellen Realitäten – sprich einen anhaltenden Abkühlungstrend – angepasst und die Vorgabe von 7,5 % auf “etwa” 7 % gesenkt.Das chinesische Wachstumsziel kann als eine Besonderheit einer staatsgelenkten Wirtschaft gelten, deren Parameter sich oft erstaunlich zuverlässig steuern lassen – in den vergangenen Jahren allerdings ist das Exerzitium deutlich schwieriger geworden. Früher konnte sich Peking mit gutem Gewissen auf einer Marke von 8 % (der chinesischen Glückszahl par excellence) als einer verlässlichen Untergrenze ausruhen, wohlwissend, dass die Wirtschaft sowieso deutlich kräftiger zulegen würde.Seit 2012 jedoch stößt die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft an immer hartnäckigere Grenzen ihres Wachstumsmodells. Aus der einst lässigen Zielmarke ist nunmehr eine Vorgabe geworden, die sich nur noch gerade so mit Ach und Krach erreichen lässt. An den Märkten macht sich denn auch zunehmend Missmut breit. Selbst die im Herbst 2014 in einen seligen Aktienkaufrausch verfallenen chinesischen Kleinanleger scheinen nun Konjunktursorgen als Leitmotiv erkannt zu haben.Auch im Westen beobachtet man den chinesischen Konjunkturtrend mit einigem Argwohn. Es geht die latente Angst vor nachlassendem Dampf der mittlerweile eminent wichtigen globalen Wachstumslokomotive um. Hier verstellt die Fixierung auf prozentuale BIP-Zuwächse in der Nachkommastelle aber ein wenig den Blick auf die tatsächliche Dynamik, die von einer leicht abkühlenden chinesischen Wirtschaft noch immer ausgeht. In absoluten Zahlen gerechnet fällt der jährliche Zuwachs des chinesischen BIP weitaus kräftiger aus als zum Dekadenbeginn mit optisch auffälligen zweistelligen BIP-Expansionsraten.Es gibt zwar wenig Anzeichen dafür, dass der chinesischen Wirtschaft abseits von drastischen Stimulierungsmaßnahmen ein neuerlicher Aufschwung vergönnt sein wird. Genauso wenig aber muss man derzeit befürchten, dass sie aus dem relativ sanften Abkühlungstrend ausbricht und stark einknickt. Was derzeit am chinesischen Konjunkturhimmel so aufzieht, sieht zwar nicht wie harmlose Schäfchenwolken aus, aber es ist sicherlich kein finsteres Gewitter mit globaler Erschütterung.