EZB

Digitaler Euro rückt näher

Öffentliche Konsultationen der Europäischen Zentralbank stoßen auf große Resonanz. Als oberstes Gebot kristallisiert sich der Datenschutz heraus – doch das hat einen Haken.

Digitaler Euro rückt näher

rec Frankfurt

Nach dem Abschluss öffentlicher Konsultationen zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Sommer konkrete Vorarbeiten an einem digitalen Euro aufnehmen wird. Der zuständige EZB-Direktor Fabio Panetta sprach gestern von „ermutigenden“ und „bestärkenden“ Erkenntnissen, als er vor dem Finanz- und Währungsausschuss des Europaparlaments die Ergebnisse des mehrmonatigen Austausches mit interessierten Bürgern und Vertretern der Finanzindustrie vorstellte. Dem Bericht zufolge erhielt die EZB mehr als 8000 Rückmeldungen, die in der nächsten Phase zum Tragen kommen sollen, sofern der EZB-Rat sich für weitere Arbeiten an einer digitalen Zentalbankwährung entscheidet. Ein formaler Beschluss ist für Mitte des Jahres angekündigt und gilt als sicher. Die Ergebnisse der Konsultationen sind zwar nicht repräsentativ für die Eurozone, weil etwa aus Deutschland überdurchschnittlich viele Antworten auf die insgesamt 18 Fragen eingingen und in den verschiedenen Branchen die Resonanz der Tech-Industrie hervorstach. Sie liefern den Notenbankern aber wichtige Hinweise, was sich die (Fach-)Öffentlichkeit von einem digitalen Euro verspricht.

„Datenschutz hat sich als wichtigstes Merkmal eines digitalen Euro herauskristallisiert“, fasste Panetta zusammen. Fast die Hälfte der Teilnehmer nannte dies als wichtigstes Kriterium. Mit großem Abstand folgen die Sicherheit der Digitalwährung (18%), deren Reichweite (11%), der Ausschluss von Zusatzkosten (9%) und die Möglichkeit, einen digitalen Euro ohne ständige Verbindung zum Internet nutzen zu können, etwa auf dem Smartphone (8%). Panetta machte zugleich deutlich, dass sich der Wunsch nach Privatsphäre nicht zu 100% erfüllen lassen werde: Man müsse dies „sehr genau abwägen mit anderen wichtigen Zielen von öffentlichem Interesse“. Insbesondere geht es darum zu verhindern, dass Kriminelle die Anonymität von Digitalgeld für Machenschaften wie Geldwäsche, Terrorfinanzierung oder Steuerhinterziehung missbrauchen. Panetta trat Befürchtungen der Geschäftsbanken entgegen, die EZB wolle mit einem digitalen Euro Teile ihres Geschäfts ersetzen. Zwar räumte er auf Nachfrage ein, dass ein digitaler Euro mit dem klassischen Einlagengeschäft in Konkurrenz treten werde. Er stellte aber Beschränkungen für das Halten digitaler Euros in Aussicht. Als Richtwert brachte er einen Betrag von 3000 Euro ins Spiel – das entspricht jener Summe, die in der Eurozone nach EZB-Berechnungen pro Kopf an Bargeld im Umlauf ist. Das kann entweder eine Obergrenze sein, worauf vor allem die Banken dringen, oder ein Schwellenwert in einem Staffelsystem, ab dem das Halten digitalen Zentralbankgelds mit Gebühren versehen wird. Außerdem warb Panetta mit dem Argument um Zustimmung, ein digitaler Euro als „Rohmaterial“ ermögliche es Banken und Finanzdienstleistern, neue Geschäfts- und Zahlungsmodelle zu entwickeln.

Andere Zentralbanken, vor allem die People‘s Bank of China, sind deutlich weiter. Panetta erklärte das Projekt deshalb zu einer Priorität. Er unterstrich aber zugleich, dass weitere Phasen der Untersuchung und Erprobung Zeit bräuchten. Mit einem digitalen Euro sei daher frühestens in fünf Jahren zu rechnen.

Wertberichtigt Seite 8