„Der Aufschwung bleibt weiter aus“
„Der Aufschwung bleibt aus“
DIHK: Lage der Industrie verschlechtert sich weiter – Geringe Investitionsneigung
Der DIHK warnt angesichts der weiterhin schwierigen Lage in der Wirtschaft vor einer „schrittweisen Deindustrialisierung“ in Deutschland. Einer Unternehmensbefragung zufolge lässt ein Aufschwung weiter auf sich warten. Nur 24% der Betriebe wollen mehr investieren, 31% dagegen bei Investitionen kürzen.
ahe Berlin
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) erwartet nicht, dass sich an der schlechten Lage der Wirtschaft so schnell etwas ändern wird. „Die Konjunktur schmiert nicht ab, aber nach oben geht es auch nicht“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Donnerstag in Berlin. Die Hoffnung der letzten Monate, dass ein gutes Auslandsgeschäft oder eine wieder anziehende Inlandsnachfrage als Motor der heimischen Unternehmen wirken könnten, habe sich nicht bestätigt. Im Gegenteil hätten die schwache Binnenkonjunktur und handfeste strukturelle Probleme die Wirtschaft weiterhin im Griff, sagte Wansleben unter Verweis auf die jüngste Konjunkturumfrage unter mehr als 24.000 Unternehmen. „Der Aufschwung bleibt weiter aus.“
Der DIHK rechnet für 2024 mittlerweile mit einer Stagnation. Im Februar hatte der Verband noch ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,5% prognostiziert. In der neuen Umfrage fielen die Geschäftserwartungen nicht mehr ganz so negativ aus wie noch zu Jahresbeginn. Die Geschäftslage wurde von den Unternehmen allerdings noch etwas pessimistischer beurteilt. Dies galt insbesondere in der Industrie, in der mittlerweile auch mehr Unternehmen die Lage als schlecht denn als gut bewerten.
Hinzu kommt: Nur 24% der Unternehmen planen mit mehr Investitionen. 31% wollen hingegen kürzen. Die Investitionen flössen zudem weniger in den Aufbau der Produktion, sondern seien eher Ersatzbeschaffungen. Wansleben sieht daher auch „alarmierende Anzeichen einer schrittweisen Deindustrialisierung“ und forderte von der Politik in Berlin und Brüssel ein rasches Umsteuern und „deutliche Aufbruchsignale“.
Warnung vor neuen Zöllen
Von der Bundesregierung verlangte der DIHK unter anderem eine sofortige Aussetzung des deutschen Lieferkettengesetzes, eine Verlängerung der degressiven Abschreibungsmöglichkeiten aus dem Wachstumschancengesetz, eine Ausweitung von Sofortabschreibungen von sogenannten geringfügigen Wirtschaftsgütern und eine komplette Abschaffung des Solidaritätsbeitrags. Insgesamt sei noch ein drastischer Bürokratieabbau nötig, betonte Wansleben.
Die Risiken Fachkräftemangel, Energie- und Rohstoffpreise, Arbeitskosten und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen werden von den Unternehmen mittlerweile alle auf einem etwa gleich hohen Niveau angesiedelt. Insgesamt wird in der Umfrage weiterhin eher die Inlandsnachfrage als Problem angesehen als die Auslandsnachfrage.
Die DIHK warnte zugleich noch vor einer Verschärfung des Handelsstreites mit China und vor Sonderzöllen auf chinesische Elektroautos. Die Diskussion darüber in Europa ist nach Einschätzung von Wansleben „brandgefährlich“. Sie könne zu einer handelspolitischen Zerreißprobe in der EU führen, sagte er. Und die Zeche bei der Einführung neuer Zölle gegen China werde die deutsche Wirtschaft zahlen müssen.