Direktinvestitionen weltweit erneut geschrumpft
Direktinvestitionen weltweit erneut geschrumpft
Geopolitische Spannungen und Mindeststeuer bremsen Investoren – Klimainvestments ebenfalls betroffen
lz Frankfurt
Die weltweiten ausländischen Direktinvestitionen (FDI) sind im Jahr 2023 um 2% auf 1,3 Billionen Dollar zurückgegangen, meldet die UN-Handels- und Entwicklungsorganisation (Unctad). Das ist bereits der zweite Jahresrückgang in Folge. Die Organisation führt das auf die zunehmenden handels- und geopolitischen Spannungen in einer sich insgesamt abschwächenden Weltwirtschaft zurück. Krisen, protektionistische Maßnahmen und regionale Umstrukturierungen störten die Weltwirtschaft und fragmentierten Handelsnetze, regulatorische Rahmenbedingungen und globale Lieferketten.
Die Investitionen steigen allerdings weiterhin in Sektoren des verarbeitenden Gewerbes wie der Automobil- und Elektronikindustrie in Regionen und Ländern mit einfachem Zugang zu den großen Märkten. Viele Entwicklungsländer seien jedoch nach wie vor an den Rand gedrängt und hätten Schwierigkeiten, ausländische Investitionen anzuziehen und an den globalen Produktionsnetzen teilzunehmen. Der Zufluss ausländischer Direktinvestitionen in die Entwicklungsländer verringerte sich um 7% auf 867 Mrd. Dollar.
Klimainvestments ebenfalls betroffen
Die meisten Teile Europas und Nordamerikas verzeichnen der Unctad zufolge bei den Investitionszuflüssen indes ein Minus von 14% beziehungsweise 5%. Die Finanzströme in die Industrieländer sind nach Einschätzung der Unctad besonders stark von Finanztransaktionen multinationaler Unternehmen bestimmt. Hier zeigten sich schon erste Auswirkungen der angestrebten globalen Mindestbesteuerung auf Gewinne multinationaler Unternehmen. Besonders augenfällig und schmerzlich sind die Rückgänge, weil sie auch die Finanzierung von Infrastrukturen und öffentlichen Dienstleistungen wie Strom und erneuerbare Energien betreffen. Selbst in Sektoren, die mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung in Verbindung gebracht werden, liegt das Minus noch bei 10%. Neue Mittelzuflüsse in nachhaltige Investmentfonds reduzierten sich gar um 60%.
Die Unctad hält dies auch für eine Folge der Greenwashing-Bedenken im Zusammenhang mit irreführenden Nachhaltigkeitsaussagen und fordert systematischere Bemühungen, um mehr Klarheit und Glaubwürdigkeit in den Markt für nachhaltige Fonds zu bringen. Dazu gehören klar definierte Produktstandards, solide Nachhaltigkeitsangaben, externe Audits und Ratings durch Dritte.
Leichter Optimismus für 2024
Für das laufende Jahr zeigt sich die Unctad etwas optimistischer. Die Aussichten für ausländische Direktinvestitionen blieben 2024 zwar schwierig, doch scheine „bescheidenes Wachstum für das gesamte Jahr möglich“, heißt es im Weltinvestitionsbericht. Das führt die Unctad auf die Lockerung der finanziellen Bedingungen und auf die konzertierten Bemühungen um Investitionserleichterungen zurück.