Diskussion über Aktienkäufe durch die EZB

Bankvolkswirt sieht jede Menge Vorteile

Diskussion über Aktienkäufe durch die EZB

ms Frankfurt – In der Debatte über weitere geldpolitische Lockerungen im Euroraum hat der Chefvolkswirt des Schweizer Bankhauses J. Safra Sarasin, Karsten Junius, jetzt eine Lanze gebrochen für den Kauf von Aktien durch die Europäische Zentralbank (EZB). Das würde die Umsetzung des QE-Programms der EZB erleichtern, der EZB-Bilanz zugute kommen und der Euro-Wirtschaft helfen, schreibt Junius in einem am Freitag veröffentlichten Kurzkommentar. Die Idee sei deshalb “weniger absurd”, als viele denken.Zuletzt haben Spekulationen zugenommen, dass die EZB angesichts der Mini-Inflation ihre beispiellos expansive Geldpolitik weiter lockert. Zugleich stößt sie mit ihrem Wertpapierkaufprogramm (Quantitative Easing, QE) aber an Grenzen, weil bei einigen Ländern wie Deutschland der Bestand an kauffähigen Staatspapieren sinkt. Den Erwerb von Aktien hat bislang aber kaum ein Beobachter auf der Rechnung. Auch wenn die EZB das nie ausgeschlossen hat, gilt das vielen Experten als abwegig.Junius dagegen sieht das als realistischere Option, als viele denken. Er verweist auf die Schweizer Nationalbank (SNB), die seit Jahren Aktien kauft. Laut Junius hält die SNB aktuell Anteile im Wert von rund 100 Mrd. sfr (rund 91 Mrd. Euro), investiert in breiten Marktindizes in Industrie- und Schwellenländern.Junius argumentiert, dass Engpässe bei QE vermieden würden, wenn die EZB auch Aktien kaufte. Zudem käme ein solcher Schritt der EZB-Bilanz zugute: Aktien könnten kurzfristig zwar volatil sein, aber langfristig sänke wegen der geringen Korrelation mit den Anleihemärkten das Marktrisiko in der Bilanz. Zudem erhöhten die Dividenden die Gewinne der Zentralbanken. Schließlich, so Junius, würden bei einer größeren Diversifikation auch die Anleihemärkte weniger ausgetrocknet, und Aktieninvestments könnten die Investitionen der Wirtschaft ankurbeln.Junius schlägt vor, dass es den nationalen Zentralbanken überlassen bleiben sollte, ob sie im Zuge von QE auch Aktien kaufen. Dafür sollten Risiken und Verluste aber auch nicht gemeinsam auf EZB-Ebene getragen und damit vergemeinschaftet werden – genauso, wie es für einen Großteil der Staatsanleihekäufe gilt.