Dramatischer Endspurt in Britannien
hip London – Wenige Tage vor der landesweiten Wahl am 7. Mai haben sich in Großbritannien noch keine klaren Mehrheitsverhältnisse herausgebildet. Weder die Konservativen unter Führung von Premierminister David Cameron noch sein Herausforderer Ed Miliband von der Labour-Partei könnten aktuellen Umfragen zufolge alleine regieren. Sie wären auf Koalitionspartner oder zumindest auf die Tolerierung durch andere Parteien angewiesen.Während die Volkswirte zahlreicher Großbanken eine von den Konservativen geführte Regierung für das wahrscheinlichste Szenario halten, wächst in der Londoner City die Angst, dass es zu einer von der Scottish National Party (SNP) tolerierten Labour-Minderheitsregierung kommen könnte. Einer aktuellen Umfrage zufolge könnten die Befürworter der Unabhängigkeit Schottlands im hohen Norden Großbritanniens alle 59 Mandate holen. Ihnen könnte dann die Rolle des Königsmachers zufallen. Möglich wäre auch, dass überhaupt keine tragfähige Regierung zu Stande kommt und Neuwahlen angesetzt werden müssen.Die Kandidaten ziehen unterdessen alle Register, um Nichtwähler zur Stimmabgabe zu motivieren. Milliband stellte sich dem Komiker Russell Brand, der seinem jugendlichen Publikum über die Online-Videoplattform Youtube empfohlen hatte, nicht zur Wahl zu gehen. Längst dreht sich die Debatte nicht mehr um das, was in den Wahlprogrammen steht. Täglich kommen neue Versprechen hinzu. Cameron kündigte zuletzt an, im Falle seiner Wiederwahl gesetzlich festschreiben zu lassen, dass in der kommenden Legislaturperiode weder die Einkommenssteuersätze, noch die Mehrwertsteuer oder die Sozialversicherungsbeiträge erhöht werden dürfen. Miliband warf unterdessen Cameron vor, das Thema Zuwanderung der EU-feindlichen UK Independence Party (Ukip) zu überlassen, und sprach sich für schärfere Grenzkontrollen aus.Wichtigstes Thema für die Finanzmärkte ist die Zukunft Großbritanniens in Europa. Während sich Ukip, die Konservativen, die nordirischen Unionisten und die Grünen für ein Referendum zur EU-Mitgliedschaft aussprechen, wollen Labour und Liberaldemokraten eine Volksabstimmung nur zulassen, falls weitere wichtige Kompetenzen an Brüssel abgetreten werden müssten. Die SNP ist gegen ein Referendum.—– Schwerpunkt Seite 7- Leitartikel Seite 8