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Dreieck aus dem Mittleren Westen sorgt für Stabilität in Washington

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 17.11.2016 Paul Ryan kann sein Glück derzeit wahrscheinlich kaum fassen. Eigentlich waren die Tage des Mehrheitsführers der Republikaner im US-Repräsentantenhaus schon fast gezählt, nachdem er sich im...

Dreieck aus dem Mittleren Westen sorgt für Stabilität in Washington

Von Stefan Paravicini, New YorkPaul Ryan kann sein Glück derzeit wahrscheinlich kaum fassen. Eigentlich waren die Tage des Mehrheitsführers der Republikaner im US-Repräsentantenhaus schon fast gezählt, nachdem er sich im Wahlkampf der vergangenen Monate erkennbar von Donald Trump, dem Präsidentschaftskandidaten der eigenen Partei abgesetzt hatte. Sein Schlingerkurs – er kritisierte den mittlerweile zum kommenden US-Präsidenten gewählten Immobilienunternehmer immer wieder öffentlich, ohne ihm freilich auch die Unterstützung zu entziehen, er vermied nach dem Bekanntwerden eines Video smit frauenfeindlichen Aussagen Trumps gemeinsame Auftritte mit dem Kandidaten und ermunterte die anderen Mitglieder seiner Fraktion, es ihm gleichzutun – hatte Ryan im eigenen Lager viel Kritik eingebracht.Hätte Trump die Wahl verloren und das Hickhack um den Kandidaten die Grand Old Party auch die Mehrheit im Senat gekostet, wäre eine Palastrevolution auf dem Capitol Hill, in der Ryan als Mehrheitsführer der zweiten Kammer des Kongresses gestürzt worden wäre, kaum zu verhindern gewesen. Noch vor zehn Tagen schien dieses Szenario durchaus als realistisch. Doch nach dem für die meisten Beobachter überraschenden Triumph der Republikaner im Kampf um das Weiße Haus und die Mehrheit im Senat hat die Partei im Siegesrausch die langen Messer wieder weggepackt. Der 46-jährige Ryan, der seit 1999 den ersten Kongressbezirk des Bundesstaats Wisconsin vertritt, dessen Wahlmännerstimmen in der Wahl zum US-Präsidenten sensationell an Donald Trump gingen, wurde von seinen Parteikollegen beinahe einstimmig als Speaker bestätigt. Das Amt bekleidet er seit dem Herbst 2015, als John Boehner zermürbt von der Blockadehaltung in den eigenen Reihen zurückgetreten war. Pence, Priebus, RyanDamit ist ein Dreieck aus dem Mittleren Westen komplett, das der Regierung von Donald Trump in Washington die nötige Stabilität verleihen könnte. Wie der Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus ist nämlich auch der künftige Stabschef im Weißen Haus, der bisherige Chairman der republikanischen Partei, Reince Priebus (44), nach der frühen Kindheit in New Jersey politisch in Wisconsin aufgewachsen. Dazu gesellt sich Vizepräsident Mike Pence (57) aus Indiana, der vor allem mit Ryan aus der gemeinsamen Zeit im Kongress eng vertraut ist.