Corona

Dritter Lockdown kostet weniger

Frankreich hält trotz der erneut verschärften Beschränkungen an seinem Wachstumsziel für 2021 fest. Wirtschaftsminister Le Maire rechnet weiterhin mit einem Plus von rund 6 Prozent.

Dritter Lockdown kostet weniger

wü Paris

Die wirtschaftlichen Kosten waren einer der Faktoren, die Frankreichs Regierung zusammen mit der Furcht vor Protesten und den Auswirkungen auf die Präsidentschaftswahlen im nächsten Frühjahr lange vor neuen Coronabeschränkungen im Großraum Paris haben zurückschrecken lassen. Der neue Lockdown, der dort und in acht weiteren Départements im Norden und Süden des Landes am Wochenende zusätzlich zu der frankreichweit geltenden nächtlichen Ausgangssperre in Kraft getreten ist, dürfte jedoch deutlich weniger als die Ausgangssperren im Frühjahr und Winter letzten Jahres kosten, da die Beschränkungen jetzt weniger streng ausfallen.

Sie dürften das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr rund 0,2% kosten, schätzt Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. Zum Vergleich: Die strenge Ausgangssperre im Frühjahr 2020 hatte die französische Wirtschaftskraft pro Monat rund 30% gekostet, die etwas weniger strenge im November dann immerhin 8%. Während in den 16 von den neuen Beschränkungen betroffenen Départements schätzungsweise 110000 Geschäfte des nichttäglichen Bedarfs für mindestens vier Wochen schließen mussten, dürfen Buch- und Musikläden, Heimwerker- und Gartenmärkte sowie Friseure diesmal geöffnet bleiben. Auch die Schulen bleiben offen, jedoch mit Einschränkungen für die Oberstufe. Zudem dürfen die von dem Lockdown betroffenen 20 Millionen Einwohner ohne zeitliche, aber mit einer örtlichen Beschränkung ihre Wohnung verlassen.

Wirtschaftsminister Le Maire hält trotz des neuen Lockdowns an seiner Wachstumsprognose von 6% für 2021 fest. Dabei machen die 16 betroffenen Départements rund 40% der französischen Wirtschaftskraft aus. Allein der Großraum Paris steht für 31% des BIP. Die Hilfsmaßnahmen für die von den neuen Maßnahmen betroffenen Unternehmen beziffert Wirtschaftsminister Le Maire auf 1,2 Mrd. Euro monatlich.

Zusammen mit den Auswirkungen auf das BIP ergeben sich seinen Angaben zufolge Kosten in Höhe von 7,2 Mrd. Euro pro Monat. Die Pandemie hat den französischen Staat seit ihrem Ausbruch vor einem Jahr bereits rund 160 Mrd. Euro gekostet, schätzt das Wirtschaftsministerium in Paris. Wie hoch am Ende die Gesamtrechnung sein wird, ist unklar, denn noch ist ungewiss, ob der Lockdown auf weitere Regionen ausgeweitet werden muss, wie all das sich auf das Vertrauen der Verbraucher und auf die Investitionen der Unternehmen auswirkt.