CORONAKRISE

Durststrecke

Niemand hatte erwartet, dass mit dem Datum des 20. Aprils - dem vorläufigen Endpunkt für die Beschränkungen - das alte Leben vor der Coronakrise wieder in Deutschland einzieht. Zu offensichtlich ist, dass die Ausbreitung des neuen, unheimlichen...

Durststrecke

Niemand hatte erwartet, dass mit dem Datum des 20. Aprils – dem vorläufigen Endpunkt für die Beschränkungen – das alte Leben vor der Coronakrise wieder in Deutschland einzieht. Zu offensichtlich ist, dass die Ausbreitung des neuen, unheimlichen Virus noch nicht medizinisch kontrolliert werden kann. Dieses vorerst gesetzte Datum haben Bund und Länder nun gemeinsam bis zum 3. Mai verlängert. Nur kleinere Geschäfte – über den Lebensmittelhandel hinaus – sollen demnächst wieder öffnen dürfen. Alle Orte wie Restaurants, Bars, Clubs, Warenhäuser, Shoppingmalls oder Sportvereine, die enge Kontakte von Menschen versprechen, bleiben geschlossen. Auch Reisen zum Zweck der Freude fällt aus.Die Enttäuschung in der Wirtschaft ist groß. Dass die Durststrecke anhält, war vielen bewusst und wohl auch, dass noch viele Monate Vorsicht oberstes Gebot ist. Enttäuschend ist aber: Die Regierungen von Bund und Ländern wollen sich nicht auf weitere Schritte festlegen. Sie verfolgen das Prinzip von Versuch und Irrtum mit dem Vorsatz der zweiwöchigen Überprüfung. Diese Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft, die zum großen Teil dann gut läuft, wenn sie auf eine Perspektive bauen kann. Psychologie ist die halbe Miete. Berechtigt sind die Forderungen aus der Wirtschaft, die nach einem Zeitplan verlangen. Dabei geht es nicht darum, den Kalender mit festen Terminen zu füllen, sondern darum, Bedingungen und Messgrößen in der Entwicklung der Pandemie zu formulieren, an denen sich auch die Unternehmen orientieren können. Zu grob gestrickt sind viele in der Eile pauschal verfügte Vorsichtsmaßnahmen. Jetzt muss die Feinarbeit kommen, konkret und mit Perspektive.Nach dem ersten, gut gelungenen Kraftakt, mit dem sich die Regierungen von Bund und Ländern dem Virus entgegenstellten, scheint nun zudem die Zeit der Profilierung einzelner Ministerpräsidenten zurückzukehren. Warum nur diskutierte die Runde ausgiebig über Pflicht oder Empfehlung, sogenannte Alltagsmasken zu tragen, die medizinisch kaum Nutzen haben. Es gibt Wichtigeres zu tun.