DZ Bank warnt vor Demografie-Folgen
arp Frankfurt – Die deutsche Gesellschaft altert, was vielfältige Folgen für den Arbeitsmarkt, das Sozialsystem, aber auch den Wohnungsbaumarkt hat. Folgen, auf die die Regierung, aber auch die Bürger nur unzureichend vorbereitet sind, wie die DZ Bank in einer am Dienstag in Frankfurt vorgestellten Studie warnt.”Die Regierung macht viel zu wenig. Weil man keine Antworten hat, redet man auch nicht darüber”, sagte DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier bei der Vorstellung der Studie. Die Analysten des genossenschaftlichen Instituts untersuchten drei Problemfelder: den Arbeitsmarkt, das Sozialsystem und den in diesem Problemfeld oftmals weniger beachteten Wohnungsbaumarkt.Offenkundig ist die Herausforderung, vor der der deutsche Arbeitsmarkt steht. Die Analysten haben für ihre Berechnungen die Variante 2 der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung zugrunde gelegt. Diese unterstellt, dass jährlich 221 000 Personen mehr nach Deutschland einwandern als das Land verlassen. Trotz dieser unterstellten Zuwanderung sinkt die Bevölkerungszahl Deutschlands bis 2060 um rund 5 Millionen auf dann 78,2 Millionen. Gleichzeitig stehen 100 Erwerbstätigen dann 50 Personen im Rentenalter gegenüber. Heute sind es noch 31. Drohender Fachkräftemangel”Zuwanderung allein wird das Problem nicht lösen”, sagte DZ-Bank-Volkswirt Michael Stappel. Es müsse an anderen Stellschrauben gedreht werden, um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Hier setzt er seine Hoffnung auf Digitalisierung und Automatisierung. “Gerade in Berufen, in denen Personalmangel herrscht, dürfte sich die Entwicklung neuer Automatisierungstechnologien lohnen”, heißt es dazu in der Studie.Weniger einfach stellt sich die Lösung bei den Folgen der demografischen Kurve für das Sozialsystem dar. Zum einen gerät das gesetzliche Rentensystem unter Druck, zum anderen macht die andauernde Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) auch privaten Vorsorgemöglichkeiten wie Lebensversicherungen zu schaffen. Zwar bringt Stappel eine verpflichtende private Altersvorsorge ins Spiel, in die neben festverzinslichen Papieren auch Aktien gemischt werden sollen. Er muss aber auch zugeben, dass etwa heute 50-Jährige, die jetzt eine Versorgungslücke ausmachen, es angesichts des niedrigen Zinsniveaus nicht einfach haben, diese Lücke ohne das Risiko etwaiger Verluste zu stopfen. Langfristig bieten Aktien indes eine gute Rendite, ist der DZ-Bank-Volkswirt überzeugt.Auch der Wohnungsmarkt wird sich verändern, so die Studie. Denn durch die Alterung der Gesellschaft wird die Zahl von kleinen Seniorenhaushalten steigen. Hier hält Stappel eine “Entrümpelung der Bauvorschriften” für notwendig. Er setzt insbesondere auch auf eine fabrikmäßige Fertigung von Wohnungen, um den Kapazitätsproblemen der Bauindustrie infolge des Fachkräftemangels in ausreichendem Maße zu begegnen.