FRÜHJAHRSTAGUNG VON IWF UND WELTBANK – IM GESPRÄCH: SUMA CHAKRABARTI

"Ein Handelskrieg wäre für alle furchtbar"

EBRD-Präsident sorgt sich ums Wachstum - Lob für Griechenland - Expansion gen südliches Afrika

"Ein Handelskrieg wäre für alle furchtbar"

Von Mark Schrörs, zzt. WashingtonDer Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), Suma Chakrabarti, hat sich besorgt gezeigt über den globalen Handelskonflikt und alle Seiten zum Dialog aufgefordert. “Ein Handelskrieg wäre für alle furchtbar”, sagte Chakrabarti der Börsen-Zeitung am Rande der Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington: “Alle wichtigen Handelspartner müssen nun miteinander reden und gemeinsam nach Lösungen der Streitigkeiten suchen.” Der sich zuspitzende Konflikt in Handels- und Wirtschaftsfragen zwischen den USA und China war bei den Treffen in der US-Kapitale das alles dominierende Thema. Der Streit hat Ängste vor einem Handelskrieg geschürt. Die Welthandelsorganisation WTO warnt, das könne das globale Wachstum abwürgen. “Schwerer Schlag”Auch Chakrabarti sieht die Entwicklung mit großer Sorge. “Ein richtiger Handelskrieg würde der Weltwirtschaft einen schweren Schlag versetzen”, sagte er. Auch die Regionen, in denen die EBDR aktiv ist, würden leiden. Welches der Länder am härtesten getroffen würde, sei aktuell aber schwer zu sagen. Die EBRD ist inzwischen in mehr als 30 Ländern von Europa bis hin zu Zentralasien tätig. Mit Blick auf die Türkei, die binnen kürzester Zeit zum größten Profiteur des EBRD-Engagements geworden ist, zeigte sich Chakrabarti aber nicht nur wegen der möglichen Folgen eines Handelskriegs besorgt. Auch “die unsichere politische Lage mit den anstehenden Wahlen ist ein Problem”, sagte er: “Ausländische Investoren sind vorsichtiger geworden.” 2017 habe die EBRD weniger in der Türkei investiert als in den Jahren zuvor. Insgesamt belaufen sich die Investitionen seit 2009 auf gut 10 Mrd. Euro.Sehr positiv äußerte sich Chakrabarti dagegen zu Griechenland. In dem Euro-Krisenland ist die EBRD seit 2015 aktiv. “Griechenland hat sehr viele sehr harte und sehr schwierige Reformen umgesetzt, politische wie wirtschaftliche. Die Situation heute ist sehr viel besser als noch vor wenigen Jahren”, sagte er. Insgesamt hat die EBRD in Griechenland knapp 1,6 Mrd. Euro investiert.Chakrabarti signalisierte denn auch, dass er dem Wunsch Athens gerne nachkommen würde, das EBRD-Mandat in Griechenland über 2020 hinaus bis 2025 zu verlängern. “Die EBRD hat einen guten Job in Griechenland gemacht und Griechenland hat einen guten Job gemacht und reformiert. Griechenland ist eine Art Aushängeschild für ein erfolgreiches Engagement der EBRD”, sagte er. Im Herbst will er seinen Anteilseignern eine Empfehlung vorlegen, wie es weitergehen soll. Die EBRD könne dabei helfen, private Investoren nach Griechenland zu locken, sagte er. Das gilt Athens EU-Partnern als eine der nächsten großen Herausforderungen. Mit Blick auf den Streit über Schuldenerleichterungen für Griechenland sagte er, dass es “ein klares Problem” gebe – weil es gewisse Ausschläge beim Schuldendienst gebe. “Dafür braucht es eine Lösung”, sagte er: “Alle Parteien scheinen eine Lösung finden zu wollen.”Was weitere Engagements betrifft, hat die EBRD Afrika südlich der Sahara ins Visier genommen. Die Bank könne über das aktuelle Ausleihvolumen von im Schnitt 9,4 Mrd. Euro pro Jahr 2,5 Mrd. bis 3 Mrd. Euro zusätzlich an Geld verleihen, ohne eine Kapitalerhöhung zu brauchen, sagte Chakrabarti: “Dieses Geld nicht zu nutzen, wäre beschämend.” In Subsahara-Afrika könne die EBRD wie bereits in Nordafrika viel Positives bewirken. Die EBRD kalkuliert, dass sie für jeweils 1 Euro eigenes Geld 2,3 Euro bei Privatinvestoren locker macht.Chakrabarti hofft, dass die Anteilseigner ihm bei der Jahrestagung in Jordanien im Mai grünes Licht geben, einen entsprechenden Plan für eine solche Expansion zu erarbeiten. Bei ersten Gesprächen sei das Feedback sehr positiv gewesen, sagte er. Er betonte, dass das auch an Ideen des “Compact with Africa” anknüpfe, den Deutschland 2017 als G 20-Ratspräsidentschaft initiiert hatte, um afrikanische Länder zu unterstützen. Zudem könne es helfen, den Flüchtlingsstrom aus der Region einzudämmen.Chakrabarti betonte, dass die EBRD im Jahr 2020 in Subsahara-Afrika loslegen könne, wenn alles gut läuft. Er sprach sich für eine “sehr graduelle Expansion” aus. Ähnlich sei die EBRD in Nordafrika vorgegangen. Das habe wesentlich zu dem Erfolg dieses Expansionsschritts beigetragen. “Das ist gut machbar”, sagte Chakrabarti.