MACRONS MASSNAHMEN

Ein Kessel Buntes

Die Erwartungshaltung war hoch, zu hoch. Genau wie die Versuchung, es fast allen recht machen zu wollen. Mit den neuen Ankündigungen wird Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der erhoffte Befreiungsschlag nicht gelingen. Denn der von vielen...

Ein Kessel Buntes

Die Erwartungshaltung war hoch, zu hoch. Genau wie die Versuchung, es fast allen recht machen zu wollen. Mit den neuen Ankündigungen wird Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der erhoffte Befreiungsschlag nicht gelingen. Denn der von vielen erhoffte Überraschungseffekt blieb aus. Nachdem die ursprünglich für den 15. April geplante Ansprache wegen des Brandes von Notre-Dame verschoben werden musste, waren die meisten Ideen Macrons bereits in den französischen Medien durchgesickert. Doch die dazu erwarteten Details ist er noch immer schuldig geblieben, obwohl seine Pressekonferenz zweieinhalb Stunden dauerte.Die Forderung Macrons, dass die Franzosen länger arbeiten müssten, ist das beste Beispiel dafür. Die Antwort auf die Frage, wie dies gelingen soll, blieb das Staatsoberhaupt schuldig. Er erklärte lediglich, weder die 35-Stunden-Woche noch die vielen Feiertage, noch das gesetzliche Rentenalter von 62 Jahren antasten zu wollen. Auch das Schicksal der Kaderschmiede ENA (École Nationale d’Administration) ist alles andere als eindeutig. Zwar erklärte Macron, sie genau wie die elitären Körperschaften abschaffen zu wollen. Doch gleichzeitig versprach er, sowohl das Gebäude als auch die Lehrkräfte erhalten zu wollen.Wer von Macron als Reaktion auf die nach Beginn der Gelbwesten-Proteste initiierte landesweite Volksdebatte klare Ansagen, einen klaren Kurs erwartet hatte, wurde enttäuscht. Macron stimmte zwar ein “mea culpa” an und beteuerte, eine menschlichere Politik betreiben zu wollen. Gleichzeitig versuchte er jedoch den Eindruck zu erwecken, er weiche nicht von seinem wirtschaftspolitischen Kurs ab – um wenig später genau das in Aussicht zu stellen. So zeigte er sich bereit, von seinem Wahlkampfversprechen abzurücken, während seiner fünfjährigen Amtszeit insgesamt 120 000 Beamtenstellen zu streichen. Allerdings will er, dass mehr Beamte in den Regionen und nicht in den Pariser Zentralbehörden arbeiten.