PERSONEN

Eine Managerriege regiert Argentinien

Von Andreas Fink, Buenos Aires Börsen-Zeitung, 27.11.2015 Argentinien wird ein Kabinett aus Managern bekommen. Am Mittwoch präsentierte der am vorigen Sonntag per Stichwahl gewählte Präsident Mauricio Macri seine Ministerliste. Viele Ressortchefs...

Eine Managerriege regiert Argentinien

Von Andreas Fink, Buenos AiresArgentinien wird ein Kabinett aus Managern bekommen. Am Mittwoch präsentierte der am vorigen Sonntag per Stichwahl gewählte Präsident Mauricio Macri seine Ministerliste. Viele Ressortchefs kommen aus der Wirtschaft, einige waren zuvor bei staatlichen Banken, andere standen im Dienst nationaler und multinationaler Konzerne.Macri, der es ablehnt, von den Medien als “liberal” oder gar “konservativ” bezeichnet zu werden, möchte, wie er seit Sonntag täglich in TV-Interviews beteuert, kein orthodoxes Sparprogramm ins Werk setzen, sondern die chaotische Wirtschaft nach zwölf Jahren “kirchnerismo” ordnen. Darum beschloss der frühere Manager, Präsident des Fußballclubs Boca Juniors und Bürgermeister der Hauptstadt Buenos Aires, die wirtschaftlichen Angelegenheiten einem Team aus sechs Ministern zu überantworten, deren Arbeit wiederum von zwei Spitzenbeamten koordiniert werden soll, die dem Kabinettschef zuarbeiten. Diese Verzahnung soll die Maßnahmen der verschiedenen Ministerien abstimmen und Egoismen bremsen. Personen, die Macri seit langem kennen, versichern, dass der Führer der Partei PRO – im Gegensatz zur egozentrischen und manisch misstrauischen Cristina Kirchner – die Fähigkeit besitze, wichtige Arbeit zu delegieren.Den wohl wichtigsten Job bekam Alfonso Prat-Gay, der neue Finanzminister. Der 50-Jährige war von 2002 bis 2004, in den wilden Jahren nach dem Staatsbankrott, Präsident der Zentralbank, ehe er im Streit mit Néstor Kirchner schied. Prat-Gay stand zuvor im Dienste der US-Bank J. P. Morgan, wo er mit nur 33 Jahren einen Führungsposten in London besetzte. Danach war er Abgeordneter der kleinen “Coalicion Civica”. Er sieht sich als liberaler Sozialdemokrat.Die Energiepolitik leitet Juan José Aranguren, von 2003 bis 2015 CEO von Shell Argentina. Er galt als einer der schärfsten Opponenten der Regierung Kirchner, die ihn mit Prozessen überdeckte, weil er sich nicht an ruinöse staatliche Preisvorgaben halten wollte. Insgesamt 50 Verfahren stand er durch, alle Fälle gewann er.Andrés Ibarra wird zuständig für Modernisierung. Einst Stipendiat von Socma, der Holding der Familie Macri, begleitet er Mauricio seit dessen Anfängen in den Unternehmen des Vaters. Ibarra war Macris rechte Hand bei der Sanierung des Fußballclubs Boca Juniors und gilt als Person des absoluten Vertrauens des neuen Präsidenten. Ebenso eng ist Macris Verhältnis zu Marcos Peña, dem erst 37-jährigen Kabinettschef, der die erfolgreiche Wahlkampagne ersann und umsetzte. Der studierte Politologe Peña bekommt zwei Top-Vizes aus der Wirtschaft: Mario Quintana leitet den argentinisch-kolumbianischen Investmentfonds Pegasus, und Gustavo Lopetegui war bislang CEO des argentinischen Ablegers von LAN, Südamerikas größter Airline. Die beiden sollen die Aktivitäten der sechs Wirtschaftsministerien koordinieren, neben Finanz, Energie und Modernisierung gehören dazu noch die Ressorts Verkehr, Landwirtschaft und Produktion.An der Spitze der Zentralbank soll Federico Sturzenegger stehen, am Bostoner MIT ausgebildeter Ex-Chefökonom des Ölkonzerns YPF. Sturzenegger (49) ist Abgeordneter und war von 2008 bis 2013 Chef des Banco Ciudad. Sturzeneggers Nachfolger bei der öffentlichen Bank der Hauptstadt Buenos Aires soll nun Argentiniens Innenressort leiten. Rogelio Frigerio (45) war vor seinem Dienst als Bankchef der Leiter der Consultancy Economia & Regiones und gilt als Experte für die Budgets der 24 argentinischen Provinzen. Diese Kenntnisse gelten als Schlüssel für die Neuordnung des föderalen Finanzausgleichs, nachdem die Kirchners in grobem Widerspruch zur Verfassung die Provinzen am fiskalischen Gängelband hielten, um Macht zu konzentrieren. In aller Welt gut vernetztUnd auch in Argentiniens internationale Beziehungen wird Wirtschaftskompetenz einfließen. Die designierte Außenministerin Susana Malcorra (61) war bislang die Kabinettschefin des UN-Generalsekretärs Ban Ki-moon. Die studierte Elektroingenieurin machte 14 Jahre lang Karriere bei IBM Argentina und wechselte dann zur Telefongesellschaft Telecom. Seit 2004 bei der UN, war sie vor allem Spezialistin für Logistik und organisierte mehrere Hilfsmissionen. Sie führte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen an und war bei mehreren UN-Großeinsätzen in Afrika und Haiti verantwortlich tätig. Malcorra kennt 120 Staatschefs persönlich. Das und ihre USA-Erfahrung machten sie zur Top-Wahl des Machers Macri, der Argentinien auf die Weltkarte zurückholen will.