Einzelhandel setzt weniger um
ba Frankfurt
Die wegen der hohen Inflation und der Energiekrise zurückhaltenden Verbraucher haben dem deutschen Einzelhandel den Start in das Schlussquartal verdorben: Die Umsätze sind laut Statistischem Bundesamt (Destatis) im Oktober kalender- und saisonbereinigt nominal, also nicht preisbereinigt, um 1,7% zum Vormonat gesunken. Inflationsbereinigt, also real, fielen die Erlöse um 2,8%. Ökonomen waren nach dem Plus von 1,2% im September zwar von einem Rücksetzer ausgegangen, allerdings nur von einem von 0,5%. Im Jahresvergleich sanken die Erlöse real um 5,0%, während sich nominal ein Umsatzplus von 6,2% ergab. Die Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen spiegelt laut Destatis die hohen Preissteigerungen im Einzelhandel wider.
„Das Zahlenwerk untermauert die These der beginnenden Winterrezession“, kommentiert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Im dritten Quartal hatten die Verbraucher noch das Wirtschaftswachstum von 0,4% getragen. Doch die Inflation mit aktuell 10,0% in nationaler Rechnung zehrt an der Kaufkraft der Verbraucher und hat ihnen im dritten Quartal mit −5,7% den stärksten Reallohnverlust für Beschäftigte seit Beginn der Zeitreihe 2008 beschert. Dass der Einzelhandel mit Lebensmitteln einen Umsatzrückgang von real 1,2% und der Einzelhandel mit Nichtlebensmitteln ein Minus von 4,5% im Monatsvergleich verzeichnete, zeigt Gitzel, dass die Verbraucher „also vor allem auf diejenigen Dinge verzichten, die nicht unbedingt lebensnotwendig sind“. Der Umsatz im lange boomenden Internet- und Versandhandel liegt trotz eines Minus von 1,8% noch 27,1% über Vor-Corona-Niveau.
Für Rückenwind sorgt der trotz erster Bremsspuren noch relativ robuste Arbeitsmarkt: Die Zahl der Erwerbstätigen ist im Oktober auf ein Rekordhoch gestiegen und die Unternehmen wollen mehr Personal einstellen. Das Ifo-Beschäftigungsbarometer ist im November nach fünf Rückgängen in Folge gestiegen – und zwar um 1,8 auf 99,6 Punkte.