Einzelhandelskassen bleiben wegen Lieferengpässen öfter zu
ba Frankfurt
Die Lieferengpässe bremsen mittlerweile auch den deutschen Einzelhandel merklich aus. Im Oktober klingelten die Kassen bereits deutlich seltener, und mitten im Weihnachtsgeschäft droht weiteres Ungemach – wegen der zuletzt wieder gesunkenen Konsumlaune, der Sorgen um die weitere Pandemieentwicklung sowie der drohenden 2G-Regel, der zufolge nur mehr Geimpfte oder Genesene in Läden dürfen, die mehr als nur Dinge des täglichen Bedarfs bieten. Ein vom Handelsverband HDE bei der Kanzlei Noerr in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten hat derweil ergeben, dass die Maßnahmen „unter den derzeitigen Voraussetzungen rechtswidrig sind“.
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) setzten die Einzelhändler im Oktober kalender- und saisonbereinigt real (preisbereinigt) 0,3% weniger um als im Vormonat. Ökonomen hatten einen Anstieg um 1,0% erwartet, nach dem Umsatzminus von 1,9% im September. Im Jahresvergleich betrug der Umsatzrückgang real 2,9%. Nominal, also nicht preisbereinigt, kletterten die Erlöse im Monatsvergleich um 0,2%.
Eine mögliche Ursache für den Umsatzrückgang im Oktober „könnten die mehrfach berichteten Lieferengpässe im Einzelhandel sein“, berichteten die Wiesbadener Statistiker. Diese haben sich laut dem Ifo-Institut kurz vor Weihnachten „deutlich verschärft“. Im November klagten 77,8% der Einzelhändler, dass nicht alle bestellten Waren geliefert werden können. Im Oktober waren es 60%, im September 74%. „Manche Stelle im Regal wird zu Weihnachten wohl leer bleiben“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Die Verbraucher müssen eine gewisse Flexibilität bei Weihnachtsgeschenken mitbringen.“ Zudem seien in den kommenden Monaten Preiserhöhungen zu erwarten. Mehr als zwei Drittel der Einzelhändler würden dies planen, sagte Wohlrabe.
Besonders betroffen ist der Spielzeugeinzelhandel – zu 100%. Probleme in ähnlicher Größenordnung gibt es auch im Handel mit Fahrrädern (95,8%), Autos (93,5%) oder Computern (91,3%). Der Einzelhandelsverband HDE rechnet dennoch mit einem guten Weihnachtsgeschäft. Im November und Dezember sollen die Umsätze im Jahresvergleich um 2 % auf den Rekordwert von 112 Mrd. Euro steigen. In diesen beiden Monaten erzielen klassische Geschenkebranchen einen Gutteil des Jahresumsatzes. Hauptprofiteur wird der Online-Handel sein. Einer GfK-Umfrage zufolge wollen 62% der Verbraucher ihre Weihnachtsgeschenke hauptsächlich im Netz bestellen. Im Oktober lagen die Umsätze des Internet- und Versandhandels um 32,9% über dem Vorkrisenniveau von Februar 2020. Der gesamte Einzelhandelsumsatz lag 3,5% darüber.