Einzelhandelsumsätze im Euroraum steigen
ba Frankfurt
Die Einzelhändler im Euroraum haben ihre Umsätze im Mai geringfügig gesteigert. Der Erlöseinbruch vom April ist damit bei Weitem nicht wettgemacht. Und die Konsumzurückhaltung der Verbraucher angesichts der Unsicherheit wegen des Ukraine-Kriegs und rasant steigender Energie- und Lebenshaltungskosten schürt die immer stärker um sich greifenden Rezessionssorgen.
Laut dem Statistikamt Eurostat stiegen die Erlöse der Einzelhändler um 0,2% im Monatsvergleich. Ökonomen hatten mit einem Plus von 0,4% gerechnet. Zudem revidierten die Luxemburger Statistiker den Umsatzrückgang des Vormonats um 0,1 Prozentpunkte auf −1,4% nach unten. Im Vergleich zu Mai 2021 legten die Einzelhandelsumsätze um 0,2% zu.
Den größten Erlöszuwachs binnen Monatsfrist gab es mit 1,2% im Nichtnahrungsmittelsektor. Bei Motorenkraftstoffen sank das Absatzvolumen um 0,2% und bei Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren um 0,3%. Infolge des Ukraine-Kriegs haben sich Rohstoffe, Energie und Lebensmittel spürbar verteuert. Im Juni ist die Inflationsrate im gemeinsamen Währungsraum daher um 8,6% gestiegen – dies ist der höchste Stand seit Einführung des Euro 1999. Die hohe Inflation erhöht den Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), am 21. Juli einen größeren Zinsschritt nach oben zu machen als die bereits avisierten 25 Basispunkte.
Unter den Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen, wurden die stärksten monatlichen Anstiege des Absatzvolumens im Einzelhandel in Zypern (+9,0%) und Portugal (+1,5%) registriert. Die höchsten Rückgänge wurden in Irland (−6,5%), Finnland (−2,8%) und Österreich (−2,2%) beobachtet.
Die deutschen Einzelhändler hatten im Mai 0,6% mehr als im Vormonat erlöst. Sie kämpfen weiterhin mit Lieferproblemen. Diese sind laut Ifo-Experte Klaus Wohlrabe „zu einem Dauerproblem für den Einzelhandel geworden“, auch wenn im Juni nur mehr 75,7% darüber geklagt haben. Im Mai waren es noch 80,1%. Besserung ist auch nicht in Sicht: Der Ifo-Umfrage zufolge befürchtet der Einzelhandel noch für ein ganzes Jahr Lieferprobleme. „Auch in diesem Jahr wird es zu Weihnachten wieder Lücken in den Regalen geben“, warnte Wohlrabe. Die längste Dauer der Lieferprobleme mit 18 Monaten erwarten die Fahrradhändler. Auto- und Möbelhändler rechnen mit mehr als einem Jahr.