Emanzipiert und pragmatisch
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Im entscheidenden Moment ist der Kreml nicht spöttisch, sondern professionell zurückhaltend und abwartend. Nur hinsichtlich des Minsker Abkommens zum Schicksal des ostukrainischen Donbass äußerte Wladimir Putins Sprecher Dmitri Peskow die Hoffnung auf Kontinuität der deutschen Diplomatie.
Aus den teils vulgären Attacken durch die Außenamtssprecherin im Laufe der Jahre lässt sich ableiten, dass sich Russland vor allem über Angela Merkels Abgang freut. Wer auch immer das Kanzleramt in Berlin übernimmt, den größten Gefallen würde er Moskau tun, wenn er keine zu große Nähe zu den USA entwickeln bzw. sich von ihnen emanzipieren würde. Auf Russlands Wunschzettel steht eine Lockerung der Sanktionen und generell ein Maximum an ökonomischer Pragmatik, losgelöst von Politik und mit weniger Rücksicht auf EU-Interessen. Damit einhergehen sollte auch weniger Unterstützung für die russlandskeptischen baltischen Staaten und Polen.
Mit der ökologischen Wende in Europa weiß Russland noch nicht so recht umzugehen. Je weniger Präsenz der „Grünen“ in der Regierung, umso lieber also – und zwar nicht nur im Energie- und Rohstoffsektor, sondern in der gesamten Wirtschaft und Politik.